Wien: Überreichung der Ehrenmitgliedschaft des Richard Wagner Verbandes Wien an Maestro Ádám Fischer - 26. Juni 2021

Würdigung eines großen Musikers!

Maestro Ádám Fischer mit Liane Bermann

Maestro Ádám Fischer mit Liane Bermann

Es war ein ganz besonderes Treffen der Mitglieder des Richard Wagner Verbandes Wien im vollbesetzten Versammlungsraum des Café Museum an diesem Samstagnachmittag! Man merkte, dass es anlassgerecht große Erwartungen und angeregte Gespräche schon lange vor Beginn des offiziellen Teils durch die Vorsitzende des Verbandes, Dkfm. Liane Bermann gab. Kein geringerer als der ungarische weltbekannte Maestro Ádám Fischer, allen Anwesenden aus häufigen Auftritten an der Wiener Staatsoper, der Staatsoper Budapest sowie am dortigen MÜPA durch die alljährlichen Wagner-Tage bekannt, sollte heute endlich die Ehrenmitgliedschaft des ältesten Wagner Verbandes der Welt bekommen. Und es wurde ein wunderbarer Nachmittag, voller Emotionen, inhaltsvoller Rückblicke auf eine große und weiter anhaltende künstlerische Karriere mit sehr menschlichem Einschlag. Der ehemalige Vorstand der Wiener Philharmoniker, Prof. Dr. Clemens Hellsberg, nun Künstlerischer Leiter von SWISS ALPS Classics, gab die Laudatio – eine Laudatio, die meines Erachtens den Menschen und Künstler Ádám Fischer gleichgewichtig in einer äußerst treffenden und auch bisweilen humorvollen Weise würdigte.

Prof. Clemens Hellsberg

Prof. Clemens Hellsberg

Clemens Hellsberg beginnt seinen Vortrag mit einem Zitat, bei dem man schnell merkte, dass es nur von Richard Wagner stammen konnte, was er dann auch bestätigte. Wagner meinte, wenn der Verein schon zur Zeit der in Wien nach 77 Proben 1864 als vermeintlich unaufführbar abgesagten Uraufführung von „Tristan und Isolde“ bestanden hätte, wäre diese UA sicher durchgesetzt worden. So hat Wien die einmalige Gelegenheit, Schauplatz einer Wagner-UA zu sein, vertan. Die UA fand dann bekanntlich 1865 in München statt. Der Verein wurde ja „erst“ am 10. November 1872 als akademischer Wagner Verein gegründet und am 2. Februar 1873 behördlich bestätigt. Damit ist der Richard Wagner-Verband Wien einer der ältesten eingetragenen Verbände der Welt.

Sodann wendet sich Hellsberg der langen Karriere von Ádám Fischer zu, der zunächst Oboe und Klavier studierte und dann als Korrepetitor in Graz und Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung in St.Pölten arbeitete sowie über Stationen an der Wiener Staatsoper, in Helsinki, Karlsruhe, München und Bayreuth et al. an vielen bedeutenden Häusern als Dirigent aktiv war und ist. An der Wiener Staatsoper hat Fischer 26 Opern geleitet, darunter auch 38 Vorstellungen von fünf Wagner-Musikdramen – eine beeindruckende Leistung, wie Clemens Hellsberg zu Recht unterstreicht.

Die Urkunde!

Die Urkunde!

Ein weiterer Schwerpunkt des Schaffens von Ádám Fischer war seine Gründung der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie im Jahre 1987, mit der er letztlich auch alle 104 Haydn-Symphonien eingespielt hat. Als nette Anekdote fügte Hellsberg hier an, dass er alle 104 Haydn-Symphonien viermal höre. Und er sei immer noch nicht durch… Hinzu kommen dann noch 70 Streichquartette. Als weiteren Meilenstein hebt er sodann die Schaffung der Budapester Wagner-Tage im MÜPA, dem Palast der Künste in Budapest, durch Fischer hervor, die er nach seinen Auftritten in Bayreuth beim „Ring des Nibelungen“ ins Leben rief. Sie wurden nicht nur für viele Wagner-Freunde aus Wien zum nahen Mekka der Kunst des Bayreuther Meisters. Ich möchte behaupten, dass sie nach Bayreuth die bedeutendsten Wagner-Festspiele überhaupt sind. Last but not least, erwähnt Hellsberg die alljährlichen Aufführung von Haydns „Schöpfung“ beim Neujahrskonzert von Budapest.

Indem er sich der menschlichen Seite des ungarischen Maestro zuwendet, betont Clemens Hellsberg, dass Ádám Fischer ein unermüdlicher Kämpfer für die Menschenrechte ist. Dabei liegt ihm in der künstlerischen Arbeit nichts ferner als primadonnenhaftes Verhalten. „Proben mit Ádám Fischer können schwierig sein“ sagt Hellsberg scheinbar aus eigener Erfahrung und meint damit, dass Fischer durchaus auch Selbstzweifel hat, dass er kein Selbstdarsteller ist, sondern stets ein Diener des Werks und der Musik des Komponisten. Wer immer Ádám Fischer einmal vor dem Vorhang beim Schlussapplaus erlebt hat, kann dem nur voll beipflichten. Eine devotere Haltung ist für einen Dirigenten kaum denkbar. Das macht ihn sehr sympathisch. So wurde er schon Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, erhielt den Opus Classic 2020 und viele andere Preise. Als verdientes Ehrenmitglied des Wiener Richard Wagner Verbandes wird er nun „Kollege“ von Anton Bruckner (Fischer schaut nahezu entgeistert auf!) und Ludwig Bösendorfer.

Maestro Fischer mit Prof. Hellsberg (vorn)

Maestro Fischer mit Prof. Hellsberg (vorn)

Ádám Fischer ist stets auf der Wanderschaft im Bereich der Kunst, meint Hellsberg, wobei man ihn vielleicht mit dem Lohengrin in Wagners gleichnamiger romantischer Oper vergleichen könnte. König Ludwig II. von Bayern verehrte dieses Werk sowie andere des Meisters und bescheinigte der Kultur Systemrelevanz (Applaus!). Er baute Schlösser statt Kriege zu führen. So gibt es für die Kunst auch heute noch keine Grenze nach oben. „Vom Wiener Wagner Verband musst Du nie mehr zieh’n!“ ruft Hellsberg Ádám Fischer als Schlusswort herzlich in Assoziation an die Gralserzählung Lohengrins zu.

Der so Geehrte ergriff sodann, sichtlich emotionalisiert, das Wort und dankte für die in der Tat bemerkenswerte Laudatio. Auch er gab einen kleinen Einblick in seine Jugend, als er von den Eltern als Elfjähriger Bursche gezwungen wurde, ohne jede Bewegung einer Wagner-Übertragung aus Bayreuth zuzuhören. Es sei schrecklich gewesen! Dann fand er – wie wir alle zu unserem Glück wissen – aber doch zu Wagner und hatte immer im Sinn, während der Budapester Wagner-Tage alle vier Teile des „Ring“ an vier aufeinanderfolgenden Tagen zu spielen – wie Wagner es wollte. Das sei ja dann gelungen, indem man die wichtigsten Protagonisten wechseln ließ. Als er dann den Taktstock nach dem Finale der „Götterdämmerung“ hingelegt habe, hatte er stets das Gefühl, gleich noch einmal mit allem anfangen zu können. „Es war ein einmaliges Gefühl!“ Nachdem der überarbeitete Schörghofer-„Ring“ in diesem Jahr wegen Covid 19 nicht stattfinden konnte, aber gleichwohl durch zwei hochklassige Wagner-Konzerte mit Top-Sängern im stream ersetzt wurde, sollen 2022 gleich zwei „Ring“-Aufführungen stattfinden, wohl im Juni. Fischers Schlusswort war, und es überraschte nach allem, was gesagt wurde, kaum: „Ich möchte so lange Wagner dirigieren, wie ich kann!“ Es sei ihm gegönnt und auch gewünscht! Wir alle hätten viel davon…

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

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