Ruse/Bulgarien: Buchpräsentation „My Wagner“ - 29. November 2021

Klassische Festspielstadt Ruse an der Donau

Rektor Beloev 2. v. rechts und Mitarbeiter

Rektor Beloev 2. v. rechts und Mitarbeiter

Nach der Präsentation des Buches „My Wagner“ des Generaldirektors der Sofia Opera and Ballet, Prof. Plamen Kartaloff, in Stara Zagora am 27. November, über die weiter unten unter der Rubrik „Buch“ berichtet wurde, fand am 29. November eine weitere Präsentation in der Stadt Ruse an der Donau statt, früher von den Wienern als „Das Wien des Ostens“ bezeichnet. In Ruse ist Elias Canetti geboren, der bulgarisch-britische Literaturnobelpreisträger, der von 1912-16 und von 1924-38 in Wien lebte, bevor er wegen den Nazis nach England emigrieren musste. Sein Name wurde von den bulgarischen Gesprächspartnern während des Besuches des Öfteren mit einem gewissen und sehr berechtigten Stolz erwähnt.

Rektor Beloev mit K. Billand und Dolmetscherin

Rektor Beloev mit K. Billand und Dolmetscherin

Über das Buch wurde schon im Detail berichtet. Es handelt von den Neuinszenierungen Kartaloffs von Richard Wagners Musikdramen „Der Ring des Nibelungen“, „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“ an der Sofia Oper im Zeitraum 2010-2017. Es waren in allen drei Fällen erste rein bulgarische Inszenierungen und im Falle von „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“ sogar bulgarische Erstaufführungen. Das über 1.000 Seiten umfassende Buch ist bereits im Mai diesen Jahres in Sofia auf Bulgarisch erschienen. Am 31. Mai konnte ich es auf Einladung Kartaloffs zum ersten Mal an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften einem größeren, vorwiegend akademischen Publikum präsentieren. Ein Bericht dazu steht weiter unten.

Verleihung der Urkunde und Medaille der Universität Ruse durch Rektor Beloev

Verleihung der Urkunde und Medaille der Universität Ruse durch Rektor Beloev

Vor der Präsentation in Ruse wurden wir vom Rektor der Universität von Ruse „Angel Ranchev“, Prof. Hristo Beloev, empfangen, der uns die Rolle der Universität im Kulturleben der Stadt und des Landes vorstellte. Danach besuchten wir den Bürgermeister der Stadt, Pencho Milkov, mit seinen Mitarbeitern. Er, der selbst Musikliebhaber ist und auch Klavier spielt, unterrichtete die Delegation mit interessanten Details über das alljährlich im März stattfindende March Music Days International Festival von Ruse. Ich denke, es ist im nicht allzu ferneren Wien noch nicht sehr bekannt.

Besprechung bei Bürgermeister Milkov (rechts außen) mit Prof. Plamen Kartaloff

Besprechung bei Bürgermeister Milkov (rechts außen) mit Prof. Plamen Kartaloff

Das March Music Days International Festival ist eines der ältesten und renommiertesten Festivals in Bulgarien. Es zeichnet sich durch eine moderne Programmstrategie und hohe Publikumsbewertung aus. 1961 gegründet und von der Stadt Ruse organisiert, verwandelt das Festival jedes Jahr die Stadt – die größte bulgarische Stadt an der Donau – in eine echte Musikhauptstadt, in einen Treffpunkt hochkarätiger Musiker aus Europa und der ganzen Welt. Man feierte also 2021 bereits das 60jährige Jubiläum!

Diskussion beim Bürgermeister über das Musikfestival in Ruse

Diskussion beim Bürgermeister über das Musikfestival in Ruse

Hier traten unter anderen auf: die Bukarest Philharmonic, das Bukarest National Radio Orchestra, die St. Petersburg Philharmonie, die Litauische Philharmonie, das Bruckner Orchester Linz, das Paris Chambers Orchestra, die Prague Philharmonia, der Arnold Schönberg Chor, die Sinfonia Varsovia, die Kremerata Baltica, I Musici di Roma, das Venice Baroque Orchestra mit G. Carmignola und viele andere. Dieses Jahr wurden die March Music Days wegen Covid 19 auf September/Oktober verschoben. Man gab neben vielen anderem, vor allem Konzerten, auch die Oper „Mefistofele“ von Arrigo Boito. Heute bildet das Festival eine breite Plattform, die junge talentierte Musiker aus der ganzen Welt fördert und Künstler mit unterschiedlichem künstlerischem und kulturellem Hintergrund in einen lebendigen und spannenden Dialog bringt. Das Festival ist Träger des renommierten internationalen Labels “European Festival”, das von der Europäischen Kommission und der European Festivals Association im Rahmen des Pilotprojekts “Europe for Festivals. Festivals for Europe” für 2020 und 2021 verliehen wird.

Besprechung bei Gouverneur Balgarinov (links) mit seinen Vize-Gouverneuren

Besprechung bei Gouverneur Balgarinov (links) mit seinen Vize-Gouverneuren

Ich habe Bürgermeister Milkov empfohlen, die März 2022-Ausgabe des Festivals im Neuen Merker zu bewerben, um es auch in Österreich bekannter zu machen. Hier das Programm von September bis Oktober 2021, in dem auch Krassimira Stoyanova auftrat: https://www.marchmusicdays.eu/en/all/THE%20PROGRAM/5.

Gruppenfoto beim Gouverneur

Gruppenfoto beim Gouverneur

In einem Meeting mit dem Gouverneur der Region Ruse, Borislav Balgarinov, und den Vize-Gouverneuren Stefka Karakoleva PhD sowie Sinan Hebibor wurde das Buch von Plamen Kartaloff kurz vorgestellt und über die kulturelle Situation in der Region Ruse mit besonderem Blick auf die March Music Days gesprochen. Kartaloff war zu früheren Zeiten Opernintendant in Ruse.

Theatre Hall, Ort der Buchpräsentation und momentane Spielstätte der Oper Ruse

Theatre Hall, Ort der Buchpräsentation und momentane Spielstätte der Oper Ruse

Die eigentliche Buchpräsentation fand in der altehrwürdigen Theatre Hall statt, in der auch die Oper spielt, seit das Opernhaus von einem Brand heimgesucht wurde und sich in Renovierung befindet. Bevor ich meinen Vortrag zu den diversen Kapiteln des Buches halten konnte, gab es diverse Radio- und TV-Interviews und auch wieder den etwa zehnminütigen Trailer aus der Sofioter Produktion des „Ring des Nibelungen“. Wer die TV-Präsentation auf Bulgarisch (mit Russisch geht es ganz gut) sehen will, möge diesen Facebook-link öffnen: https://www.facebook.com/399223290617579/videos/947269029308398/

Interview vor der Buchpräsentation

Interview vor der Buchpräsentation

Nach Sofia und Stara Zagora war es auch in Ruse eine sehr schöne Erfahrung, so viele Details über den „bulgarischen Wagner“ in eine von Sofia relativ weit entfernt liegende Stadt zu bringen, wo die Wagner-Werke praktisch nicht gespielt werden, aber durch die March Music Days ein großes Interesse an klassischer Musik besteht. Das Publikum zeigte sich äußerst interessiert. Der Vortrag wurde auf Englisch gehalten und konsekutiv gedolmetscht.

Fotos: Evgeni Stanimirov

Klaus Billand