SAVONLINNA/Finnland: „Turandot“ - 3. August 2018

Puccini – nochmal Verismo vom Feinsten!

1. Akt

1. Akt

Im zweiten Puccini-Blockbuster des Puccini Festival Torre del Lago, dieses Jahr zu Gast beim Savonlinna Opera Festival, zeigte die company aus Italien ihre sehenswerte „Turandot“ in der Regie von Enrico Stinchelli sowie den Bühnenbildern und Kostümen der Fondazione Festival Pucciniano. Für das diesmal noch viel fantasievollere Lichtdesign mit facettenreichen Lichtspielen auf der riesigen Burgwand hinter der Bühne zeichnete ebenfalls Enrico Stinchelli verantwortlich. Es war damit größte optische Harmonie und eine mit den Lichtspielen nachvollziehbare Interpretation mit dem Geschehen auf der Bühne gegeben. Auch die „Turandot“ wurde im Prinzip traditionell inszeniert. Das leading team wartete aber mit einigen artistischen Sondereinlagen auf, die die Handlung bisweilen doch künstlerisch aufwerteten. Insbesondere die Kostüme trugen zu manch interessanten Assoziationen, zumal mit der im Stück angesprochenen chinesischen Ästhetik, bei.

1. Akt

1. Akt

Das Bühnenbild wird im Prinzip vom Palast der Prinzessin Turandot dominiert. Von Akt zu Akt werden einige Säulen und andere Bauelemente umpositioniert. Aber es sieht alles schön klassisch nach chinesicher Herrschaft für 10.000 Jahr' aus. Eine besondere Rolle spielt der Fächer, der ja für die chinesische Kultur der höheren Schichten Symbolkraft hat. Er wird hier mit viel Ornamentik immer wieder dramaturgisch geschickt eingesetzt. Bedeutender ist die Rolle des riesigen Chores, des Puccini Festival Choirs, der die weite Bühne von Olanvanlinna mit guter Choreografie ausspielt, so dass die Bilder immer in ansprechender Bewegung sind. Salvo Sgrò ist auch hier wieder für die Chorleitung verantwortlich. Er konnte mit seiner Arbeit einmal mehr unter Beweis stellen, dass die „Turandot“ auch eine klassische Choroper ist.

2. Akt

2. Akt

Auch bei „Turandot“ wartete das Puccini Festival Torre del Lage mit sehr guten Sängern auf. Zvetelina Vassileva singt eine sehr gute Turandot mit kraftvollem Sopran und etwas verhaltenem Spiel, durchaus der Rolle entsprechend. Eine kleine Sensation ist Amadi Lagha als Calaf, der das Publikum nicht nur mit seiner Arie „Nessun dorma“ zu Recht so begeisterte, dass er sie nach kurzer Absprache mit dem wieder äußerst lebhaften Maestro Veronesi sogar drei Mal sang. Die Leute standen nach dem zweiten Mal fast Kopf. Nach dem dritten Mal dirigierte Veronesi Gott sei Dank gleich weiter, sonst wäre es ein Zirkus geworden… Die beste Sängerin des Abends war jedoch Lana Koss als Liù, die die Anbeterin Calafs mit einer wunderschön lyrischen Stimme und einem emotional einnehmenden Spiel verkörpert. Sie bekam auch den meisten Applaus.

3. Akt

3. Akt

George Andguladze singt den Timur mit einem etwas zu dumpfen Bass. Dafür konnte man endlich mal einen auch ansprechend singenden Kaiser Altoum erleben, denn Alberto Pedricca kann die Rolle sowohl stimmlich wie auch darstellerisch in einem großartigen goldenen Gewand interpretieren. Man konnte den Wunsch des Volkes, das er noch 10.000 Jahre leben möge, durchaus nachvollziehen. Raffaele Raffio als Ping, Tiziano Barontini als Pong und Marco Voleri als Pang geben sowohl sängerisch wie mit einem herrlich lebhaften Spiel ein exzellentes Minister-Terzett ab, auch sie in eindrucksvollen Gewändern. Claudio Ottino singt diesmal einen souveränen Mandarin. Roberto Ardigò leitet den Puccini Festival Choir.

Schlussapplaus

Schlussapplaus

Auch diesmal heizte Maestro Alberto Veronesi mit intensiver Gestik die Atmosphäre im Burghof der Ovanlaninna wieder auf. Das Puccini Festival Orchestra ertönte von seiner besten Seite und bewies seine langjährige Erfahrung mit der Musik des Meisters von Torre del Lago. Sowohl die großen Chorszenen gelangen eindrucksvoll als auch die diversen Zwischentöne. Veronesi konnte mit seinen engagierten Händen und großer Emotion die Musiker zur Bestleistung antreiben und bekam dafür – mit dem gesamten Orchester auf der Bühne – auch enormen, ja am Ende sogar rhythmischen Schlussapplaus. Das Gastspiel des Festival Puccini in Savonlinna war ein voller Erfolg!

Fotos: Kuva Anne-Katri Hänninen 1-4, Klaus Billand 5

Klaus Billand

Giacomo Puccini und Verismo (ca. 1890 - ca. 1925)

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