Las Palmas/Gran Canaria: Il trovatore NI – 27. Februar 2021

Klassischer Verdi auf den Kanaren

54. Opernsaison der ACO

54. Opernsaison der ACO

Trotz eines angesichts sinkender Inzidenzen mittlerweile gelockerten mediterran-sanften Lockdowns gönnen sich die Amigos Canarios de la Ópera-ACO von Februar bis Juni ein ansehnliches Programm ihrer 54. Opernsaison von Gran Canaria mit Eigenproduktionen von Verdis „Il trovatore“, Cileas „Adriana Lecouvreur“, Rossinis „La cenerentola“, Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und Verdis „Macbeth“.

Auditorio Alfredo Kraus

Auditorio Alfredo Kraus

In höchster Disziplin stellt sich das Publikum mit seinen infektionsfrei elektronisch gekauften Karten in Reih‘ und Glied vor dem mondänen Auditorio Alfredo Kraus am Strand von Las Palmas an und lässt mit stoischer Ruhe die Temperatur-Messung über sich ergehen.

Statue von Alfredo Kraus

Statue von Alfredo Kraus

Vor dem Haus „wacht“ eine Riesenstatue aus Bronze von Alfredo Kraus, der ja aus Fuerteventura kam, mit Blick aufs weite rauschende Meer über das Geschehen. Obwohl es auf der Insel ein wunderschönes Opernhaus gibt, das Teatro Peréz Galdós, wählte man das Auditorio, um mehr Zuschauer in der Corona-Krise unterbringen zu können.

Sein scharfer Blick...

Sein scharfer Blick...

Das Auditorium lässt bei einer Besucherkapazität von 1.680 mit den entsprechenden Hygieneauflagen 650 Plätze zu, das Teatro Peréz Galdós bei einer Kapazität von 1.103 nur 380. Ähnlich wie im Teatro Real in Madrid hat man das Orchester im Auditorium auseinandergezogen, mit Nebenpodesten für Harfe, Schlagwerk und einige andere Instrumente. Die Akustik im Saal war gleichwohl gut.

Die Bühne des ACO-"Trovatore"

Die Bühne des ACO-"Trovatore"

Carlo Antonio de Lucia inszenierte diesen „Trovatore” in klassisch traditioneller Ästhetik mit ebensolchen Kostümen von Claudio Martín. Carlos Santos schuf ein einfaches, den Gegebenheiten des Auditoriums entsprechendes statisches Bühnenbild aus dreifach abfallenden Mauern zu beiden Seiten der Szene. Der eigentliche inszenatorische und damit gestalterische Effekt ergab sich durch das fantasievolle und stets zur jeweiligen Szene und Stimmung passende Video-Design von Graffmapping auf diesen Mauern und dem Szenen-Hintergrund, sowie mit der bestens abgestimmten Beleuchtung von Iban Negrín. Es wurde italienisch gesungen.

Manrico mit Leonora

Manrico mit Leonora

Die stehenden Videos waren in der Tat oft sehr eindrucksvoll und wurden in zentralen Momenten auch bewegt, um die Intensität der Szene zu erhöhen – so bei den lodernden Flammen zu Manricos Stretta. Eine Personenregie gab es jedoch kaum, allenfalls eine stereotype. Die Sänger traten zu ihren jeweiligen Nummern noch nummernartiger auf und ab als sonst, und allzu oft kam es auch noch zu eigentlich unnötigem Rampensingen.

Die Stretta - zwei Mal!

Die Stretta - zwei Mal!

Arturo Chacón-Cruz, weithin bekannter mexikanischer Tenor, sang den Troubadour zunächst noch mit leichten Aufwärmschwierigkeiten, lief im weiteren Verlauf aber sowohl stimmlich wie darstellerisch zu starker und souveräner Form auf, bei hoher Musikalität. So forderte das generell sehr beurteilungssichere Publikum eine Wiederholung der Stretta – er sang sie mit starkem und lang angehaltenem C – und bekam sie auch!

Leonora mit Manrico und Luna

Leonora mit Manrico und Luna

Seit ihrem Auftritt als Odabella in „Attila“ bei der Saisoneröffnung der Mailänder Scala 2018 ist Saioa Hernández kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mit einem leuchtenden, kraftvoll vorgetragenen Sopran meisterte sie fast alle Klippen der Leonora, abgesehen von einem Spitzenton in der ersten Arie „Tacea la notte placida“. Am schönsten und emotionalsten gelang ihr die Arie „D'amor sull'ali rosee“ zu Beginn des 4. Akts.

Azucena und Manrico - das Ende!

Azucena und Manrico - das Ende!

Der italienische Bariton Massimo Cavalletti sang den Grafen Luna mit warm timbrierten Ausdruck und guter szenischer Präsenz. Erstklassig war aber die stimmliche Leistung der Mezzosopranistin Nancy Fabiola Herrera, die alle nur denkbaren vokalen und darstellerischen Dimensionen der Azucena eindrucksvoll ausleuchtete. Eine Weltklasse-Leistung, die auch mit dem größten Applaus bedacht wurde.

Schlussapplaus

Schlussapplaus

Manuel Fuentes sang den Ferrando mit voluminösem Bass. Nora Carrasco ließ als Inés einen schönen Sopran hören, und Gabriel Álvarez war ein guter Ruiz. Manuel García als Botschafter und César Morales als alter Zigeuner rundeten das gute Ensemble ab. Olga Santana hatte den Chor der Amigos Canarios de la Ópera bestens einstudiert. Seine Mitglieder traten mit Masken auf. Jordi Bernàcer dirigierte das Philharmonische Orchester von Gran Canaria mit sicherer Verdi-Hand. Ende März kommt „Adriana Lecouvreur“ wieder mit einer Neuinszenierung der ACO.

Fotos: Nacho González Oramas / ACO 2021 5-9; K. Billand 1-4, 10

Klaus Billand

Giuseppe Verdi

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