Salzburg/Festspiele: Canto Lirico – Joyce DiDonato mit il pomo d’oro - 26. August 2021

Belcanto der feinsten Art!

Applaus anch dem ersten Teil

Applaus anch dem ersten Teil

Das war ein Abend ganz feiner Gesangskunst, mit der die US-amerikanische Sängerin Joyce DiDonato das äußerst zahlreich im Haus für Mozart erschienene Publikum beglückte. Sie vollzog mit ihrem im Jahre 2012 gegründeten Kammermusik-Ensemble Il pomo d’oro unter der musikalischen Leitung des jungen und dynamischen Dirigenten sowie Cembalo-Spielers Maxim Emelyanychew eine musikalische Reise durch die Barockoper. Diese begann allerdings schon mit der italienischen Musik der Renaissance, wie sie an den Fürstenhöfen von Florenz, Ferrara und Mantua gespielt wurde.

Joyce DiDonato mit dem großen Ensemble

Joyce DiDonato mit dem großen Ensemble

So beginnt das Konzert mit der „Sinfonia grave à 5“ von Salamone Rossi, entstanden 1607, ein melancholisches Stück, dass Emelyanychew sehr einfühlsam vom Cembalo aus dirigiert. In der folgenden Arie der Penelope aus der Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ von Claudio Monteverdi, „Illustratevi, o cieli“, kann Joyce DiDonato zum ersten Mal die filigrane Lyrik ihres klangvollen und facettenreichen Mezzos vorführen. In der folgenden Arie der Orontea aus der Oper „Orontea“ von Antonio Cesti, „Intorno all’idol mio“ fällt die feine, auf höchste Transparenz bedachte Tongebung der Sängerin auf. Mit der Arie der Ottavia aus der Oper „L’incoronazione di Poppea” von Monteverdi “Addio Roma, addio patria” besticht DiDonato mit der vokal nachhaltig vorgetragenen Melancholie, ja Trauer der Ottavia, Rom erzwungenermaßen verlassen zu müssen. Beim dramatischen Ausbruch der Arie kommt dann auch schon die Opernstimme hervor, mit der DiDonato ja auch große Rollen wie die Charlotte in Massenets „Werther“ singt. Sie stellt hier sichere Höhen und gute Attacke vor – es wird einer der Höhepunkte des Abends.

Vor der Pause folgt von ihr noch „Come again, sweet love doth now invite“ aus “First Booke of Songes or Ayres” von John Dowland aus dem Gründungsjahr der Oper als Kunstform, 1597. Das fünfköpfige Ensemble, in dem auch die Theorbe zum Einsatz kommt, spielt noch „Ciaccona“ op. 12/20 von Tarquinio Merula, „Sinfonia“ aus der Oper „L’incoronazione di Poppea von Monteverdi, die verspielte Tanzmusik des „Ballo del Granduca“ aus „Il quarto libro de varie sonate, sinfonie, gagliarde, corrente, e brandi“ aus dem Jahre 1626 von Giovanni Battista Buonamente, sowie „Sì dolce è’l tromento“ von Monteverdi von 1624.

Nach der Pause geht es um „I moderni´“ der damaligen Zeit. Mit vokal und auch mimisch dramatischem Ausdruck beginnt DiDonato mit der Arie „Morte col fiero aspetto“ der Cleopatra aus der Serenata „Marc‘Antonio e Cleopatra“ von Johann Adolph Hasse aus dem Jahre 1725. Als emotionaler Kontrapunkt folgt die mit viel Inbrunst und emotionalem Ausdruck vorgetragene Arie „Piangerò la sorte mia“ der Cleopatra aus der Oper „Giulio Cesare in Egitto“ HWV 17 von Georg Friedrich Händel. Nach der Ouvertüre der Oper „Ariodante“ HWN 33 folgt die Arie des Ariodante „Scherza infida, in grembo al drudo“, in der DiDonato große Traurigkeit und Kontemplation mit ihrem klangvollem Mezzo vermitteln kann. Hier kommt auch die große Variationsbreite in der Ausgestaltung von Phrasen, ja auch einzelner Worte zum Ausdruck.

Nachdem es nach der Pause, also für die „modernen“ Stücke, auf 19 Musiker angewachsen ist, spielt das Ensemble noch „Sarabande, Air tendre en Rondeau und Air très vif“ aus der Oper „Zoroaste“ RCT 62 von Jean-Philippe Rameau und „Orage“ aus der Ballettoper „Les Indes galantes“ RCT 44. Mit der Arie des Ariodante „Dopo notte, astra e funesta“ aus “Ariodante“ beschließt Joyce DiDonato das offizielle Programm und lässt hier noch einmal ihre Freude an ausgefeilter vokaler Interpretation erkennen. Das ist schon Belcanto in Reinkultur! Es kommen noch zwei Zugaben, und die Sängerin findet auch noch einige sehr sinnvolle Worte zum Wiederaufleben von Kunst und Kultur nach den bisherigen Einschränkungen durch die Pandemie. Ein ganz großer Solisten Abend in Salzburg und „Canto Lirico“ at its best!

Fotos: Marco Borrelli/Salzburger Festspiele 2-4; K. Billand 1

Klaus Billand

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