Salzburg/Festspiele: Wiener Philharmoniker mit Daniel Barenboim - 22. August 2019
Daniel Barenboim
Gestern Abend spielten die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim ein reines Gustav Mahler-Programm, und zwar die „Kindertotenlieder“ und die „Symphonie Nr. 5 cis-Moll“. Im vollbesetzten Großen Festspielhaus sang die bekannte Mezzosopranistin Okka von der Damerau den Solopart der Kindertotenlieder. Offenbar hatte sie es auf einen betont lyrischen Vortrag abgesehen, denn ihre Stimme war nicht so präsent wie ich sie aus Aufführungen des „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner in München und Bayreuth her kenne. Aber so war eine sehr nachdenkliche, ja kontemplative Interpretation der Kindertotenlieder zu erleben, die mit dem ebenfalls zurückgenommenen Dirigat von Barenboim am Pult der Wiener Eindruck machte.
Okka von der Damerau
Dieser stellte sich aber in des Begriffes wahrster Bedeutung gleich mit dem Beginn des 1. Satzes, des Trauermarsches, der 5. Symphonie nach der Pause ein. Hier hatte es Barenboim wohl auf Bombastik abgesehen. Er akzentuierte die großen Ausbrüche der Fünften mit enormer Klarheit und Prägnanz im 1. und 2. Satz, wobei die außergewöhnliche Potenz der Blechbläser besonders stark zum Ausdruck kam, die Zwischentöne aber weitgehend auf der Strecke blieben. Das grandios abwärts gehende Motiv der Hörner klingt mir noch heute Morgen im Ohr. Umso stärker wirkte dann die Lyrik und Sublimität des Adagiettos – Momente zum Nachdenken. Das Publikum war begeistert.
Volles Haus!
Eine Bemerkung, in der Tat am Rande: Placido Domingo erschien, als Barenboim fast schon den Taktstock hob, am linken Rand des Ranges in einer Seitenloge, verfolgte die ganze Fünfte und verschwand sofort wieder nach ihrem letzten Ton. Kaum jemand bemerkte ihn, eher eine Seltenheit bei PD…
Fotos: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli; vom Publikum K. Billand
Klaus Billand