Tulln: „Götterklang trifft Donaugold“ am 3. September 2021
Die Protagonisten: Güttler, Vogl, Weinhappel, Schager, Baich vlnr.
Gestern Abend fand zum ersten Mal das Konzert „Götterklang trifft Donaugold“ auf der Donaubühne Tulln statt, und es wurde ein großer Erfolg für Veranstalter und Künstler. Nachdem Günther Groissböck krankheitsbedingt absagen musste, übernahm sehr kurzfristig der niederösterreichische Bariton Thomas Weinhappel die Partie des Wotan mit seinem Finale in „Rheingold“ und Wotans Abschied aus der „Walküre“ des „Ring des Nibelungen“. Der sympathische Sänger konnte einen enormen persönlichen Erfolg mit seinem Beschreiten von für ihn vokalem Neuland verbuchen, bei dem er sowohl sein gutes tiefes Register wie auch klangvolle und prägnante Höhen bei guter Resonanz und Diktion hören ließ. Mit Wolframs „Lied an den Abendstern“ aus „Tannhäuser“ dokumentiere er auch seine lyrischen Qualitäten. Weinhappel war die große Überraschung des Abends!
Andreas Schager
Andreas Schager sang mit engagierter heldentenoraler Strahlkraft die „Winterstürme“ aus der „Walküre“ und das Schmiedelied sowie Finale des 1. Aufzugs aus „Siegfried“ mit eigenhändigem Hämmern auf dem Amboss! Später gab er noch zwei Arien aus dem russischen Fach, und als Zugabe ließ er sich zu „Nessun dorma“ aus „Turandot“ von G. Puccini hinreißen. Das Publikum mimte den Chor. Lidia Baich verzauberte auf ihrer Violine von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahre 1860, unter anderem mit der Briefarie der Tatjana aus „Eugen Onegin“ und „Meditation“ aus „Thais“ von J. Massenet.
Schlussapplaus
Maestro Michael Güttler war für den ursprünglich vorgesehenen Tobias Wögerer eingesprungen und ließ bei Wagner seine große Erfahrung mit dem Bayreuther Meister erkennen. Nur bei Beginn mit dem „Walkürenritt“ schien das Orchester noch nicht auf Betriebstemperatur zu sein. Auch bei Tschaikowski, Khatchaturian und Rachmaninow führte Güttler die engagiert spielende, erst kürzlich so umbenannte Nibelungenphilharmonie Österreich, ehemals Klangschmiede Ybbsitz, mit sicherer Hand und faszinierte besonders mit der Interpretation des Säbeltanzes von Khatchaturian und der Ouvertüre 1812 Op. 4 von P. I. Tschaikowski, aber natürlich auch mit den Finale der „Walküre“. Im Verlauf der Ouvertüre 1812 ließ die ebenfalls präsente Bundesministerin für Landesverteidigung, Mag. Klaudia Tanner, vier seitlich am Donauufer postierte Haubitzen mehrmals abfeuern…
Teresa Vogl vom ORF führte kompetent durch den Abend. Das Publikum harrte in der nicht ganz vollbesetzten Donaubühne, die aber auch über 3.000 Plätze haben soll, begeistert bis gegen 23 Uhr aus, zumal es für seine Treue trotz langsam einziehender Kühle am Donauufer noch zwei Zugaben bekam. Im nächsten Jahr soll es eine Neuauflage geben.
Fotos: Klaus Billand
Klaus Billand