Verona/Arena: Mozart Requiem - 31. Juli 2020

Wahrlich berührend…

Bürgermeister Federico Sboarina

Bürgermeister Federico Sboarina

Gleich mit der zweiten Vorstellung des Festival d’Estate 2020 der Fondazione di Arena di Verona wurde nicht besser zum Thema „Nel cuore della musica“ passend das Mozart Requiem aufgeführt, unter der musikalischen Leitung von Marco Armiliato mit dem Orchestra e Coro dell’Arena di Verona sowie mit der Sopranistin Vittoria Yeo, der Mezzosopranistin Sonia Ganassi, dem Tenor Saimir Pirgu und dem Bass Alex Esposito.

Von der VIP-Empore hält der Bürgermeister von Verona, Federico Sboarina, zunächst eine bewegende Rede, die den in Verbindung mit der Corona-Epidemie Verstorbenen gewidmet war. Das war der eigentliche Anlass, gleich zu Beginn des Sommerfestivals, das im Prinzip Puccini, Rossini, Vivaldi und Wagner gewidmet war, die Messa di Requiem von W. A. Mozart aufzuführen. Mit des Bürgermeisters Worten bekam diese Aufführung ein anderes Gewicht. Mit einer außerordentlich fantasie- und geschmackvollen Lichtregie löste sie diese Erwartung auch voll ein. Allein schon die Tatsache, das das gesamte Rund der Arena einbezogen wurde (bei den Opern sonst ja nur zwei Drittel), mit dem Orchester auf einem roten rechteckigen Holzpodest in der Mitte mit Zu- und Abgängen nach vorn und hinten war eine gute Idee. Hinzu kam die Positionierung der Chorsänger one by one um das ganze Rund herum, ein auch akustischer Kunstgriff! Mit attraktiven Lichtspielen, deren Farbwahl nie kitschig wurde, und in den Nachthimmel aufsteigenden Scheinwerferstrahlen, die manchmal zu einer Art Lichtdom zusammen kamen, entstand ein Gesamtkunstwerk aus Aufführungsort und dem Requiem selbst. Oben am Himmel standen auch noch der helle Mond und Venus in seiner Nähe…

Die Atmosphäre war einzigartig, auch wegen des durch die weitgefächerte Aufstellung des perfekt von Vito Lombardi einstudierten Chores entstehende Klangerlebnisses. Schon gleich beim Requiem entspinnt sich der Chorgesang wie aus weiter Ferne kommend zur Bitte für die Ruhe der Toten, und in den folgenden Nummern wird immer wieder zartestes Piano der Damenchore hörbar. Man meint, sie sängen fast neben einem. Das Dies Irae geht Armiliato mit viel Verve und fast entfesselter Gestik an und bekommt vom Chor auch die entsprechende Antwort, ohne dass auch hier irgendwas pathetisch klänge.

Im Tuba mirum lässt Alex Esposito seinen klangvollen Bass ertönen, und im Rex tremendae beeindruckt der Damenchor durch ein herrliches Piano. Besonders klar, prägnant und wortdeutlich singt Vittoria Yeo. Auch Samir Pirgu überzeugt mit seinem kräftigen und stabilen Tenor, wenn auch nicht unbedingt mit letztem tenoralem Glanz. Die Mezzosopranistin Sonia Ganassi bleibt unter den Solisten etwas an Wirksamkeit zurück, was auch bis zu einem bestimmten Grad an ihrer Rolle liegt. Im Confutatis-Satz fallen einmal mehr die Damen mit einem filigran-zärtlichen Piano bei weicher Klanggebung und eindrucksvoller Transparenz auf.

Immer wieder erzeugt die Lichtregie dabei eine passende Theatralik, die die Ausdruckskraft der Solisten untermauert und beflügelt. Marco Armiliato schafft es, stets eine gute Balance zwischen seinen Musikern und den Sängern sowie dem Chor zu halten – dieses Requiem wirkt somit wie aus einem Guss! Majestätisch erklingt das Sanctus, und beim Benedictus kommt wieder ein guter Moment für die Solisten.

Dieses Mozart Requiem schuf beim im weiten Rund der Gradinate verteilten Publikum nachvollziehbare Andacht und erfüllte somit seinen Sinn. Das Finale mit einem herrlich intonierten Lux Aeterna war der Schlusspunkt eines großen und ganz und gar ungewöhnlichen Abends in der geschichtsträchtigen Arena di Verona. Da war das Ave Verum Corpus sicher die passendste Zugabe…

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

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