Santa Cruz de Tenerife: The old Maid and the Thief - 29. Januar 2023

Unterhaltsame Funkoper

Die NBC Aufnahme...

Die NBC Aufnahme...

Ausgerechnet auf der Kanaren-Insel Teneriffa brachte das Auditorio de Tenerife im Januar die spanische Erstaufführung der Funkoper „The old Maid and the Thief“ heraus. Gian Carlo Menotti, damals erst 28, komponierte sie für die NBC New York und schrieb auch das Libretto. Das Stück wurde als Radio-Oper in einer Ausstrahlung der NBC im April 1939 unter Alberto Erede uraufgeführt. Menotti komponierte es später leicht um und brachte es auch als szenische Oper mit Orchester 1941 in Philadelphia heraus. Dennoch erblickte „The Old Maid and the Thief“ nur selten das Licht der Opernwelt.

Miss Todd und Laetitia, Bob hinten

Miss Todd und Laetitia, Bob hinten

Und das ist keinesfalls leicht einzusehen, wie der Abend im Auditorio Adán Martín von Santa Cruz in Inszenierung und Bühnenbild der jungen Kanarin Alicia Peraza bewies, die vom Schauspiel kommt und zum ersten Mal Oper machte. Sie hatte gerade für diese Radio- oder Funkoper die blendende Idee, das Ganze als ein Set der NBC zu inszenieren, auf dem sich dramaturgisch allerhand, aber eben von den Hörern nicht Sichtbares tut. Denn letztlich singen alle nur in die Mikrofone der NBC für ein Radio-Publikum. Für die passenden Kostüme zeichnete Leo Martinez und für die gute Lichtregie Hugo Carugatti verantwortlich.

Miss Todd mit Laetitia

Miss Todd mit Laetitia

Das Stück hat 14 Szenen im Buffo-Stil des 18. Jahrhunderts. Zu Beginn der Szenen gibt es eine kurze Ankündigung, eben für das Radio-Publikum. Es folgt ein sängerischer Teil mit häufigem Sprechgesang, aber sehr ausdrucksvoll und pointiert. Daraus ergeben sich phantasievolle Momente zwischen den Akteuren. Es kommt zu Rivalitäten, wer denn letztlich am besten im Radio rüberkommt, sowie zu den üblichen Zickereien der Primadonna, die Miss Todd vor dem Mikro und ständig im Clinch mit dem Ansager liegend – vermeintlich unsichtbar für das Publikum – vollführt. Aber auch die Komödiantik kommt nicht zu kurz.

Laetitia

Laetitia

Silvia Zorita spielt die den Plot beherrschende „Old Maid“ Miss Todd überaus graziös bis elegant kokett, eingebildet bis zum „geht nicht mehr“, mit einem klangvollen farbigen Mezzosopran. Schon früh lässt ihre Haushälterin Laetitia, die Candelaria González mit romantisch angehauchten Spiel verkörpert, Interesse an einem Mann durchklingen, was Miss Todd erst später zugibt. Sie singt die Rolle mit einem wortdeutlichen und damit umso komischer vorgetragenen lyrischen Sopran und glänzt mit der Arie “What curse for a woman, is a timid man (Steal me, sweet Thief).”

Bob

Bob

Bob, der Traum-Mann beider, der sich lediglich als Landstreicher entpuppt und wieder auf die Straße will, wird von Fernando Campero engagiert mit einem Bariton mit Liedqualität gesungen. Er beeindruckt mit der Arie „When the Air Sings of Summer”.

Miss Todd und Laetitia beim Banküberfall...

Miss Todd und Laetitia beim Banküberfall...

Eine an Verrücktheit grenzende Charakterstudie bietet Estefánia Perdomo als unglaublich kokette Nachbarin Miss Pinkerton, die den wichtigen Gossip beibringt. Javier Lanis hat die musikalische Leitung am Flügel und spielt die oft sehr temperamentvolle und rhythmische Musik Menottis auf souveräne Weise über die eine Stunde und zwanzig Minuten. Am Schluss brennt Laetitia mit Bob durch und lässt alles mitgehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein witziger Schluss à la „Gianni Schicchi“!

Fotos: Auditorio de Tenerife/Miguel Barreto

Klaus Billand

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