Wien/UNO City: Eine Reise durch die Geschichte der Oper - 16. April 2019
Oper für die UNIDO Ex-Kollegen
C. Pothier und K. Billand
Klaus Billand, nach wie vor weltreisender ‚Merker‘, der im Hauptberuf Angestellter bei der Wiener UNIDO (United Nations Industrial Development Organization) war, hat nun, als ehrenwerter Pensionist festgestellt, dass viele der dort Angestellten aus aller Welt von der Kunstgattung „Oper“ kaum etwas wissen.
K. Billand
Auf Einladung von Chantal Pothier, der Präsidentin der UNIDO Staff Union (Betriebsrat) wollte man hier nun Nachhilfe leisten. Im Mozartsaal des UNO City-Restaurants des extensiven Gebäudekomplexes im 22. Wiener Gemeindebezirk (mit der U1 problemlos erreichbar, für Mitwirkende und Gäste aber im Inneren – nach dem „Security Check“- nur mit Mühe auffindbar) hatte er einen Vortrag über die Geschichte der Oper vorbereitet und dazu Künstler nicht nur aus Österreich und Luxemburg, sondern auch aus Brasilien und Argentinien (seinen früheren Wirkungsstätten als UNIDO Country Director) zur vokalen Illustration des Erzählten eingeladen.
Die Zuhörer
Einige der Besucher kannte ich schon oder wurde durch Ansage der Veranstalter informiert, welche Funktion sie bei der Veranstaltung hatten. So oder so – die in witzigem, mit unleugbar deutschem Akzent dargebotenem Englisch dem Publikum erteilten Informationen waren sachlich informativ und zugleich auf launige Art persönlich, kulminierend in köstlichen Histörchen aus Bayreuth, wo Klaus Billand, ein Freund des Wagnerschen Oeuvres, auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken kann. Ein abschließendes Buffet, wo – wie in diesem „Hause“ üblich – jeder mit jedem konversieren konnte, verstand sich sozusagen von selbst.
R. Pantea mit M. Altmann-Althausen
Für den „Merker“ relevant sind jedoch in erster Linie die vier Gesangssolisten und der exzellente Pianist (und Dirigent) Radu Pantea, der, aufgewachsen und ausgebildet in Luxemburg, nunmehr weltweit in verschiedensten Funktionen im Einsatz, die Sänger mit ihren stilistisch so unterschiedlichen Beiträgen aus der gesamten Operngeschichte so souverän, animierend und klangprächtig begleitete, dass man das Orchester nicht vermisste.
R. Pantea mit M. Altmann-Alhausen und J. González Cuevas
Sein Vater Ionel Pantea, ein bekannter, aus Rumänien gebürtiger Bariton, der auf der ganzen (Opern-)Welt aufgetreten ist, gab sogar noch eine Meisterklasse für Altmann-Althausen, Felix und González Cuevas, sowie für die bei der IAEA arbeitende US-Amerikanerin Christina Krawec, die in Stanford Gesang studiert.
E. Felix
Die Sopranistin (und Gesangspädagogin) aus Brasilien, Elizete Felix, hörten wir als Händels Cleopatra, Tschaikowskis Tatiana (Briefarie aus „Eugen Onegin“) und Puccinis Mimi, immer stilsicher, firm in allen Lagen und vor allem mit apartem Timbre.
J. González Cuevas
Der Tenor aus Buenos Aires, José Gonzáles Cuevas, machte als erstes sich und uns den Spaß, sich in der Baritonrolle des Rossinischen Barbiere di Siviglia mit „Largo al factotum“ einzusingen, um danach mit der Serenade des Conte d’Almaviva („Se il mio nome“) in tenorales Schmachten überzugehen und später Bizets Carmen mit der Blumenarie und der schon erwähnten Mimi Rodolfos „O soave fanciulla“ zu offerieren. Die als Draufgabe während des Buffet-Nachspiels der Veranstaltung vom Podium in den Saal geschmetterte Calaf-Arie „Nessun dorma“ wurde dann zum reich beklatschten Höhepunkt seiner solistischen Beiträge, denen später auf Wunsch von K. Billand noch das „Amore ti vieta“ aus „Fedora“ folgte!
M. Altmann-Althausen
Nicht nur nicht zu verstecken brauchten sich die beiden auftretenden Österreicher, sondern sie boten Oper mit jener Stimmpracht, betörender Leidenschaftlichkeit und unwiderstehlicher Ausdruckskraft, die seit mehr als drei Jahrhunderten das Publikum begeistert. Die in Wien ansässige Tirolerin Marisa Altmann-Althausen bewies zunächst mit Monteverdis „Lamento d’Arianna“ aus „Orfeo“, dass vokale Hochdramatik sehr wohl auf lyrischem Fundament beruhen kann und beruhen soll, um dann als Verdis Azucena furios dem Rachebedürfnis der Zigeunermutter Ausdruck zu verleihen, als Wagners Fricka mit „So ist es denn aus mit den ewigen Göttern“ ihren Göttergatten das Fürchten zu lehren und ihm als Erda („Weiche, Wotan, weiche“) urweisen Rat zu erteilen. Ihren klangschönen, kraftvollen und vor allem mit größter Wortdeutlichkeit eingesetzten Mezzosopran würden wir sehr gern öfter hören.
S. Holecek
Sebastian Holecek, der Universal-Bariton (von Papageno bis Jochanaan zwischen New York, Kapstadt und Tel Aviv weltweit im Einsatz), der uns im heimatlichen Wien nur allzu selten beglücken darf, riss mit Don Giovannis sog. Champagner-Arie das Publikum geradezu von den Sitzen! Das war nicht einfach „Gesang“, sondern Vollblut-Oper! Gestik, Mimik und das allbezwingende Temperament dieses Frauenverführers machten wohl auch die männlichen Besucher zu Opern-Fans. Und das den Abend abschließende „Te Deum“ des Scarpia aus „Tosca“ – als Beispiel für „Verismo“ (im Gegensatz zu „Belcanto“, welcher aber auch nicht fehlte!) – ließ einen erschauern ob so viel Bösartigkeit und Machtdemonstration.
Vier der Solisten
Mit gewaltiger Unterstützung durch den „Flügelmann“ erlebte man jene Hochdramatik, wie sie eben nur die zeitungebunden und überregional verständliche Kunstgattung Oper bieten kann. Ich fühlte mich „zuhause“….
Fotos: Diverse Teilnehmer
Sieglinde Pfabigan, Chefredakteurin des Wiener “Neuen Merker”
Vienna: UNO City enjoys a journey through the history of opera – 16 April 2019
S. Holecek
Klaus Billand, former employee at Vienna‘s UNIDO, now retired, is still on the move for selected opera events all around the globe. It occurred to him that his numerous colleagues from all over the world might need a little help to enjoy one of Vienna‘s supreme attractions: Opera, presented in three great theatres at Austria’s capital city: Wiener Staatsoper, Volksoper and Theater an der Wien. He found that many employees of such an international centre ought to know more about this art form that encourages communication and mutual understanding – due to the internationally comprehensible „language“ of music.
What next?!
To confirm this, he engaged a soprano from Brazil, a tenor from Argentina, a mezzosoprano und baritone from Austria and a pianist from Luxembourg to demonstrate what opera from its beginnings in 16th century Renaissance Italy to the present day can offer. Extracts from works by Italian, French, German and Russian composers were sung by Elizete Felix, a lovely soprano singing Händel, Tschaikowsky and Puccini, tenor José Gonzalez Cuevas pleasing the public with Rossini, Gounod und Puccini arias, a great Wagnerian mezzosoprano, Tyrolese Marisa Altmann-Althausen, fascinating as the revengeful gipsy Azucena from Verdi‘s „Il trovatore“ and two goddesses (Fricka and Erda) from Wagner’s „Ring des Nibelungen“, and Viennese baritone Sebastian Holecek as an equally exciting Don Giovanni and Scarpia („Tosca“) pleading for Mozart as well as Puccini, both supreme masters of captivating music drama. The splendid pianist Radu Pantea easily replaced a whole orchestra!
Final applause
Interesting as Klaus Billand’s information was: about the origins of opera going back to Greek drama, it’s first climax with Claudio Monteverdi („Orfeo“), continuing with Georg Friedrich Händel’s great Baroque operas, reaching top climaxes with Mozart in the 18th century, Verdi and Wagner (both born in 1813!) in the 19th century and various followers from different countries – presented in English with great enthusiasm and some humour. All this knowledge culminated in the above mentioned „live“ presentations of various operatic climaxes!
C. Pothier, K. Billand, S. Pfabigan
Thanks to Chantal Pothier, President of the UNIDO Staff Union, who organized this happening and welcomed the leading personalities, including stage and programme designers, this musical presentation eventually turned into a real family night.
Photos: Various participants
Sieglinde Pfabigan, Chief Editor of Vienna‘s opera magazine „Der neue Merker