Neapel: La bohème - 30. Juni und 1. Juli 2023

Großer Erfolg für eine junge Mimi!

Font des Teatro di San Carlo

Font des Teatro di San Carlo

Das wunderschöne Teatro di San Carlo von Neapel ist vielleicht das schönste Opernhaus
Europas mit fünf Rängen und einem Paradiso ganz oben, um 1740 für den König von Neapel gebaut. Allein hier hereinzukommen ist schon ein Erlebnis. Da ist es fast egal, was man für eine Oper sieht!

Teatro di San Carlo aus Distanz

Teatro di San Carlo aus Distanz

Anfang Juli gab es „La bohème“ von Giacomo Puccini in Stagione mit zwei Besetzungen in einer wieder aufgenommenen Inszenierung von Emma Dante. Eine Inszenierung völlig im Stil der „Bohème“, veristisch also – mit einigen surrealen Elementen, die sich in und um das große Haus abspielen, welches das Bühnenbild von Carmine Maringola dominiert. Vanessa Sannini schuf die passenden Kostüme, Cristian Zucaro sorgte für das Licht, und Sandro Maria Campagna war für die Choreographie verantwortlich.

Der Saal

Der Saal

Am ersten Abend brillierte der Rodolfo „vom internationalen Dienst“, Vittorio Grigolo, mit seiner wie immer emphatischen Spielweise und der dazu passenden stimmlichen Leistung. Er wirkt mit seinem ausdrucksstarken und facettenreichen Tenor in jeder Lage souverän und mitreißend. Selene Zanetti ist seine Mimi mit einem charaktervollen Spiel, ebenfalls stimmschön in allen Lagen. Laura Ulloa singt eine erstklassige Musetta, und auch die drei Freunde Rodolfos, Andrzej Filonczyk als Marcello, Pietro di Banco als Schaunard und Alesio Cacciamanai als Colline können vokal und darstellerisch mit guter Aktion voll überzeugen. Matteo Peirone ist ein unglücklicher Benoît und Alcindoro.

Die Bühne

Die Bühne

Der zweite Abend wird zu einem großen Triumph für die Mimi von Carolina López Moreno mit bolivianisch-albanischer Abstammung. Die junge Sängerin, die schon in “Fedora” in Las Palmas de Gran Canaria 2022 beeindruckte, erringt einen enormen Erfolg mit wunderschönen lyrischen Tönen, auch vollendeten Spitzentönen und in der Mittellage dunkel abschattiert. Das alles stellt sie mit großer Leidenschaft auf der Bühne dar.

Bohème-Bühnenbild

Bohème-Bühnenbild

Ihr Partner ist der Tenor Vincenzo Costanzo. Natürlich singt er alle Töne, aber es war zu wenig für diese Qualität der Partnerin. Kaum Italianità, zu wenig Wärme in der Stimme und auch etwas zu wenig Volumen und Resonanz. Maria Sardaryan ist wie schon Laura Ulloa am Vorabend eine sehr gute Musetta und bekommt ebenso viel Applaus wie Carolina López Moreno.

Vittorio Grigolo mit Laura Ulloa und Francisco Lanzilotta

Vittorio Grigolo mit Laura Ulloa und Francisco Lanzilotta

Am Pult des Orchestra, Coro, e Coro di Voci Bianche del Teatro di San Carlo, die von Stefania Rinaldi bestens einstudiert worden waren, stand Francesco Lanzilotta, ein sehr guter und erfahrener Dirigent im italienischen Fach. Er führte die Künstler sehr intensiv und brachte viele Zwischentöne in das Werk ein.

Carolina López Moreno mit Vincenzo Costanzo und Francisco Lanzilotta

Carolina López Moreno mit Vincenzo Costanzo und Francisco Lanzilotta

Das Orchester war in animierter Hochform. Insgesamt also eine großartige Aufführung vor fast voll besetztem Haus mit einer unvergleichlichen Atmosphäre.

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

Giacomo Puccini und Verismo (ca. 1890 - ca. 1925)

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