Pressekonferenz der Bayreuther Festspiele - 25. Juli 2012

Festspielhaus

Festspielhaus

Um 10:30h heute Vormittag riefen die beiden Festspielleiterinnen Frau Katharina Wagner und Frau Eva Wagner-Pasquier zur Pressekonferenz der 101. Bayreuther Festspiele, die heute Abend mit dem „Fliegenden Holländer“ von der Inszenierung von Jan Philipp Gloger unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann eröffnet werden.

Festspielprogramm

Zunächst geben die Schwestern Auskunft zu den kommenden Inszenierungen der Festspiele. Am 1. August beginnen die Proben zum neuen „Ring“ in der Inszenierung von Frank Castorf. Nach dem neuen „Ring“ 2013 wird es 2014 keine NI geben. „Tristan und Isolde“ wird 2015 von Katharina Wagner inszeniert und von Christian Thielemann musikalisch geleitet werden, wie schon bekannt. Ph. Schlössmann wird das Bühnenbild machen, Matthias Lippert die Kostüme und D. Weber für das Licht verantwortlich sein. Stephen Gould wird den Tristan singen, Eva Maria Westbroek die Isolde, Georg Zeppenfeld König Marke, Ian Patersen Kurwenal und Kevin Conners den Hirten. Die restlichen Rollen sind noch zu besetzen. 2013 wird Ricarda Merbeth die Senta singen.

Im Jahre 2016 wird es eine NI des „Parsifal“ geben in Inszenierung, Bühnenbild und Kostümen von Jonathan Meese, mit Klaus Florian Vogt, Petra Lang und Georg Zeppenfeld in den Hauptrollen. Auf Nachfrage nach Meese erwidert Katharina Wagner, dass er gesagt habe, er „wird Richard Wagner sachlichst dienen“. Andris Nelsons wird dirigieren.
2017 wird eine NI der „Meistersinger“ folgen und 2018 ein neuer „Lohengrin“, 2019 ein neuer „Tannhäuser“ und 2020 schließlich ein neuer „Ring“.

Im Hinblick auf die 2015 auslaufenden Verträge der Festspielleiterinnen betont K. Wagner, dass man ausdrücklich gebeten worden sei, so langfristig zu planen, um die entsprechenden SängerInnen zu sichern, denn diese seien teilweise bis 2018 und länger ausgebucht.
Da Robert Holl derzeit erkrankt ist, wird Kwangchul Yun heuer den Marke singen.

Der „Ring“ 2013

Frau Wagner-Pasquier bestätigt, dass im „Ring“ 2013 Wolfgang Koch erstmalig den Wotan und Wanderer singen wird und Catherine Foster alle drei Brünnhilden, womit auch sie ihr Bayreuth-Debüt geben wird. Der Alberich wird Martin Winkler sein, Mime Burkhard Ulrich, Fricka Claudia Mahnke. In der Walküre wird Johan Botha den Siegmund singen, Anja Kampe die Sieglinde und Franz-Josef Selig den Hunding. Siegfried wird – wie schon bekannt – Lance Ryan singen und Nadine Weissmann die Erda. Attila Yun wird den Hagen geben und Ian Patersen den Gunther.

„Echo“-Verleihung

Katharina Wagner verlieht ihrer Freude darüber Ausdruck, dass Christian Thielemann und Klaus Florian Vogt in diesem Jahr einen „Echo“ bekommen werden.

Der neue „Fliegende Holländer“

Anschließend macht der Regisseur des neuen „Holländer“, J. Ph. Gloger, einige Ausführungen zu seinem Regiekonzept und stellt sein Produktionsteam vor. Sie sehen den Holländer als einen Reisenden der heutigen Zeit, ständig unter Druck. Er wie Senta leben in einer Zeit, die von der Ökonomie bestimmt wird, in einer Welt, in der Fleiß und Profitstreben alles determinieren. Beide wollen aus dieser Welt heraus, in der sie sich verkannt fühlen – Senta unternimmt sogar etwas gegen diese Welt. Dabei erkennen sie sich selbst: Gloger und sein Team glauben, dass wenigstens für einen Moment Liebe zwischen beiden entsteht, wie Wagner es auch in der Partitur angemerkt haben soll.

Kooperationen

Im Jahre 2013 werden durch eine Kooperation mit der Oper Leipzig die Frühwerke Wagners in Bayreuth zu sehen sein. Am 22. Mai 2013 wird es in der Bayreuther Stadthalle ein Konzert zu Richard Wagners Geburtstag und danach eine Geburtstagsfeier geben, in deren Rahmen Klaus Florian Vogt das Geburtstagsständchen singen wird. Die Karten für all diese Events werden ab dem 27. Juli 2012 ab 18 Uhr bestellbar sein.

TV- und Kino-Übertragungen sowie Sponsoren

Die Festspieleröffnung 2013 mit dem „Fliegenden Holländer“ am 25. Juli 2013 wird live im Fernsehen und in vielen Kinosälen übertragen werden. Es gibt eine Homepage dazu: www.wagner2013.de

Am 11. August 2012 wird – wie bekannt – der „Parsifal“ in der Inszenierung von Stefan Herheim im Fernsehen zu sehen sein.

In diesem Jahr gibt es auch wieder eine Kinderoper, die von einem lokalen Unternehmen gesponsert wird, die „Meistersinger von Nürnberg“. Auch andere Sponsoren kommen in der Pressekonferenz zu Wort. Die Sponsoren-Bereitschaft ist im Prinzip gut, aber die allgemeine Wirtschaftskrise macht sich auch hier bemerkbar.

Jubiläumsjahr 2013

Es wird ein umfangreiches Rahmenprogramm geben, unter anderem einen Aufsatzwettbewerb. Unter der Leitung von Eva Wagner-Pasquier wird eine Wagner-Akademie begonnen, „in kleiner Form“, und man will sehen, wie sich dieses Projekt dann weiterentwickeln kann. Weiterhin soll es Meisterkurse in Gesang mit Petra Lang und Markus Eiche geben. Es ist auch ein Filmwettbewerb geplant, bei dem jeder Richard Wagner im Rahmen eines Kurzfilms zum Geburtstag gratulieren kann…

Gastspiele der Bayreuther Festspiele

Man wird im September 2012 wieder am Teatro Liceu in Barcelona gastieren, mit dem man sehr gute Beziehungen unterhält. „Tristan und Isolde“ sowie „Der fliegende Holländer“ stehen dort konzertant auf dem Programm. Yun wird wahrscheinlich auch dort den Holländer singen, der Kartenverkauf laufe gut. Gastspiele sind im Prinzip für die Festspiele sehr schwierig zu organisieren, da man kein eigenes Orchester hat und jeder Musiker und Sänger einzeln für solche Vorhaben verpflichtet werden muss – ein erheblicher logistischer Aufwand.

Sanierung des Festspielhauses
Die Sanierung ist bis 2020 geplant, obliegt aber den entsprechenden verantwortlichen Gremien, weshalb keine nähere Auskunft möglich ist. K. Wagner, die den weitaus größten Teil der Pressekonferenz bestreitet, betont jedoch, dass eine sorgfältige Planung vonnöten ist, die durchaus auch Zeit in Anspruch nehmen wird und soll, zumal das FSH voll bespielbar ist.

Diskussion

In der anschließenden Diskussion dreht sich erwartungsgemäß einiges um die Absage des Sängers des Holländers, E. Nikitin, wegen des – mittlerweile wohl ausführlich besprochenen – Tattoos auf seiner Brust. Der Regisseur verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Diskussion darum nicht weiter seine Inszenierung überschattet. Die Festspielleitung betont auf Nachfrage, dass Nikitin ausdrücklich selbst von seinem Auftritt zurückgetreten sei und um die Weitergabe seiner entsprechenden Presseerklärung gebeten habe. Gloger unterstreicht auf Nachfrage einer Journalistin der DW, dass es mit dem Sänger keinerlei künstlerische Probleme gegeben habe. Auf die Frage an Eva Wagner-Pasquier, ob die Festspielleitung Nikitin bei einer anderen Gelegenheit wieder engagieren würde, konnte sie keine Auskunft geben. Er sei ein ausgezeichneter Sänger, und sie habe ihn in Aix en Provence als Fasolt, sowie in Baden Baden und bei den Tourneen des Mariinsky-Theaters erlebt.
Offenbar wurden aus kostümtechnischen Gründen Fotos der tätowierten Arme von E. Nikitin erbeten und auch eingereicht, denn man wollte wegen der Idee, den Holländer als Geschäftsmann unserer Zeit keine Tattoos haben und sehen, wie man sie verdecken könne. K. Wagner betont dazu, dass es sich um eine rein kostümtechnische Datenübermittlung gehalten habe und die Festspielleitung die Bilder nicht gesehen habe.

Auf Nachfrage nach Jonathan Meese als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner des neuen „Parsifal“ unterstreicht K. Wagner, dass er sich schon lange mit Richard Wagner auseinander setze und als bildender Künstler und mit seiner Vorstellung des Performativen sicher ein spannendes Regiekonzept und Bühnenbild erarbeiten werde.

Abschließend informierte Pressechef Emmerich noch, dass das gesamte Ticketsystem umgebaut wurde und 2013 auch das Kontingent für Pressekarten reduziert werde. Dann sollen 67% im freien Verkauf beziehbar sein, wesentlich mehr als bisher. 2013 wird eine einzelne „Rheingold“-Aufführung ausschließlich über Internet auf first come first serve Basis zu bestellen sein. Man will damit eine höhere Vergabe-Gerechtigkeit erreichen und sehen, wie das funktioniert.

Klaus Billand von Grünen Hügel, Bayreuth, 25. Juli 2012