Santa Cruz de Tenerife: Il matrimonio segreto - Premiere - 18. März 2021
Buffo-Oper in US-amerikanischem Musical-Kleid!
Personal von Geronimo & Co
Auf die Idee muss man erst mal kommen! Eine Oper, die immerhin 54. (!) des italienischen Komponisten und Buffo-Spezialisten Domenico Cimarosa, die an der Hofoper Wien 1792 unter Beisein von Kaiser Leopold II ihre Uraufführung erlebte, in den Kontext des US-amerikanischen und äußerst erfolgreichen Musicalfilms „Singin‘ in the Rain“ von 1952 zu stellen. Bei der Ópera de Tenerife kommt das dramma giocoso „Il matrimonio segreto“ im mondänen Auditorio Adán Martín von Santa Cruz am 18. März auf unorthodoxe und äußerst unterhaltsame Weise daher. Der Regisseur Roberto Catalano verlegt die Handlung kurzerhand in die markenorientierte Qualitäts-Konditorei Geronimo & Co ins Manhattan der 1950er Jahre. Im Bühnenbild von Emanuele Sinisi sind Miniaturen des Empire State und des Chrysler Buildings zu erkennen, die im Verlauf des Abends mit subtilen Ballett-Einsetzen auch dramaturgisch zum Einsatz kommen. Die rosa gestylten Kostüme des Personals schuf Ilaria Ariemme.
G. Kelly, Elisetta, Fidalma und Carolina
Hier produziert der Napolitaner Geronimo edle Spezialitäten aus seiner Heimat und hat es schon zu etwas gebracht. Allein, das reicht ihm nicht, er möchte über die Verheiratung seiner Tochter Elisetta mit einem Grafen auf der Gesellschafts-Pyramide noch etwas höher steigen. Da der tatsächlich eintreffende Graf sich aber sofort in die andere Tochter Carolina verliebt, kommt es zu grotesk-komischen Verwicklungen, die bisweilen an Mozarts „Le nozze di Figaro“ erinnern. Denn Carolina hat heimlich den Laufburschen von Geronimo & Co, Paolino, geheiratet und träumt mit ihm bereits von Auftritten am Broadway…
G. Kelly, Elisetta, Graf, Geronimo und Fidalma
Es beginnt mit Gene Kelly, Regisseur des Filmmusicals 1952, und der als einer der Hauptdarsteller alias Don Lockwood den weltberühmten Tanz zum Schlager von 1929, „Singin‘ in the Rain“, im Film vollführte. Er sitzt zu Beginn – hier die Cimarosa-Oper – auf der Bühne, mutiert dann zu einer alten Frau, die die ganze Zeit unerkannt mit ihrem Hündchen herumwandelt, bis er am Ende, als alle ein wahres Happy End feiern, den berühmten Sprung mit Regenschirm auf die Laterne macht…
Der Graf und Geronimo
Mit einer feinen Personenregie bei ausgefeilter Mimik aller Akteure sowie Fiammetta Baldiserris stets stimmungsbetonender Lichtregie wirken junge Sänger aus Italien, Frankreich, der Türkei und Chile. Das Opernstudio von Teneriffa unter der Leitung von Giulio Zappa wählte sie aus 195 Bewerbern aus, so viele wie noch nie zuvor. Giulia Mazzola überzeugt als Carolina am meisten mit einem klangvoll-leuchtenden Sopran und starkem Ausdruck. Francesco Leone ist ein ebenso souveräner Geronimo mit prägnantem Bass. Ramiro Maturana kann mit seinem Bariton stimmlich auf hohem Niveau mithalten, welches für alle drei bereits den Weg zu Mozart weist. Eleonora Nota ist als Elisetta stimmlich etwas leichter, was jedoch ihrer exzentrischen Rolle entgegenkommt. Claire Gascoin lässt bei bizarrem Spiel einen guten Mezzo hören, und Bekir Serbest fügt sich mit moderatem Auftritt tenoral gut in dieses Ensemble ein.
Der berühmte Sprung auf die Laterne...
Davide Levi dirigiert das musikalisch dichte und immer wieder an Mozart erinnernde Werk, das allen Solisten interessante Arien gewährt, mit viel Verve und ausgezeichneter Sängerführung. Das Symphonische Orchester von Teneriffa spielt engagiert mit. Die Produktion geht nun mit zwei Besetzungen an das Teatro Reggio di Parma und an das Massimo di Palermo.
Fotos: Auditorio de Tenerife / Miguel Barreto
Klaus Billand