Sofia/Lake Pancharevo: Der fliegende Holländer - 16. Juli 2022
Der Holländer bei den „Musen des Wassers“
Sicht des Publikums
Für die Sommermonate denkt sich der auch in dieser Hinsicht phantasievolle Generaldirektor der Sofia Oper and Ballett, Plamen Kartaloff, ständig neue Spielorte für open air-Aufführungen aus. Der nahe bei Sofia gelegene Lake Pancharevo hat sich im dritten Jahr gewissermaßen zu einem kleinen „Bulgarischen Bregenz“ entwickelt. Nachdem man trotz Pandemie 2020 mit dem „Rheingold“ begonnen hatte, folgte 2021 „La donna del lago“ von G. Rossini im Rahmen des Festivals „Die Musen des Wassers“.
Daland mit den Norwegern
Für die Sommermonate denkt sich der auch in dieser Hinsicht phantasievolle Generaldirektor der Sofia Oper and Ballett, Plamen Kartaloff, ständig neue Spielorte für open air-Aufführungen aus. Der nahe bei Sofia gelegene Lake Pancharevo hat sich im dritten Jahr gewissermaßen zu einem kleinen „Bulgarischen Bregenz“ entwickelt. Nachdem man trotz Pandemie 2020 mit dem „Rheingold“ begonnen hatte, folgte 2021 „La donna del lago“ von G. Rossini im Rahmen des Festivals „Die Musen des Wassers“.
1. Akt
Was lag also näher, nun Richard Wagners „Fliegenden Holländer“ an den Sofioter Gestaden Anker werfen zu lassen, gibt es doch hier schöne junge Frauen, die auch noch sehr gut singen können! Plamen Kartaloff führte auch beim „Holländer“ Regie und inszenierte seit 2010 damit bereits das siebte Werk des Bayreuther Kanons in Sofia, das man nun getrost nun auch als „Bayreuth des Balkans“ bezeichnen kann. Für das Bühnenbild ließ sich Kartaloff von der berühmten britischen Bildhauerin Dame Barbara Hepworth (1903-1975) inspirieren. Er war begeistert von der Abstraktion ihrer Kunstwerke und den damit verbundenen theatralischen Dimensionen, die er für prädestiniert für das Bühnenbild des „Fliegenden Holländer“ hält, zumal sich Hepworth wie Wagner stets von der Natur und der Welt um sie herum inspirieren ließ.
Daland mit Steuermann
Sandvike ist in einen weißen ausladenden Bühnenrahmen mit Treppenaufgängen gefasst, während das schwarze Holländer-Schiff wie eine in der Tat von Hepworth gestaltete dunkel dräuende Skulptur mit dem für sie typischen Loch darin erscheint. Hinten zieht ein rotes Doppelsegel auf, das mit dem Untergang des Holländer-Schiffes verschwindet, während er mit Senta apotheotisch in einer weißen Lotusblüte gen Himmel schwebt.
Holländer mit Senta
Es war story telling auf eine feine und oft subtile Art und Weise, immer dem Werke Wagners treu bleibend – für Kartaloff Gesetz. Die Schiffstaue der Norweger sind weiß, jene der Holländer rot und ihr Matrosenchor gespenstisch kostümiert und beleuchtet. Senta hat vor ihrer Ballade einen tief bewegenden Traum in ihrem Bett in der Bühnenmitte…
Die Holländer-Matrosen
Der legendäre Kurt Rydl bereitete die bulgarischen Sänger textlich vor, die aber aus den anderen Wagner-Produktionen schon das deutsche Fach kennen. Rydl sang selbst den Daland, und wenn man bedenkt, dass er nicht mehr der Jüngste ist, immer noch beeindruckend – als bärbeißiger alter Seefahrer mit allzu kommerzieller Ader.
Erik mit Senta
Markus Marquardt sang den Premieren-Holländer exzellent, mit wohlklingendem Bassbariton und guter Diktion. Für die sieben Aufführungen standen noch zwei Bulgaren bereit. Radostina Nikolaeva war wie schon als Brünnhilde, Isolde und Tosca auch eine erstklassige Senta, die diese Rolle an jedem großen Haus weiter westlich singen könnte. Sie hat eine starke Ausstrahlung, ein schönes Timbre und gute Top-Noten.
Kurt Rydl beim Schlussapplaus
Kostadin Andreev gab den Eric am 16. Juli nicht immer ganz sicher im Tempo. Dafür ist er ein begnadeter Darsteller. Daniel Ostretsov war ein vokal kraftvoller Steuermann und Alexandrina Stoyanova-Andreeva mit ihrem klangvollen Mezzo eine erstklassige Mary. Der Chor der Sofia Oper zeigte sich den schwierigen Anforderungen auf der Seebühne gewachsen. Rosen Gergov dirigierte das Orchester der Sofia Oper dynamisch und mit viel Liebe zum Detail aus einer seitlichen Box heraus. An der Akustik wäre zu arbeiten, aber vielleicht sollte man das Orchester in den weiten Raum vor der Spielfläche setzen.
Fotos: Setoslav Nikolov
Klaus Billand