Neuschwanstein: Schlosskonzert „Die Meistersinger von Nürnberg“ - 26. September 2014

Eingang von Schloss Neuschwanstein bei Nacht

Eingang von Schloss Neuschwanstein bei Nacht

Im September riefen die Neuschwanstein Konzerte wieder einmal zu Wagner in den prächtigen Sängersaal des Schlosses Neuschwanstein, also in d a s Märchenschloss des bayerischen Königs (1845-86) und Wagner-Förderers Ludwig II. schlechthin. Vor zwei Jahren erlebte ich hier Auszüge aus dem „Fliegenden Holländer“ mit den Stuttgarter Philharmonikern, Catherine Foster als Senta und Thomas Johannes Mayer als Holländer – eine Traumbesetzung für diese beiden Rollen. Damals geriet musikalisch einiges zu laut.

Der Sängersaal

Der Sängersaal

Sängerisch stand es dieses Jahr nicht so zum besten, denn der derzeitige Bayreuther Holländer, Samuel Youn, wusste mit einer in erster Linie auf lautstarke Prägnanz zielenden Tongebung dem Hans Sachs nicht die Vielschichtigkeit der Rolle einzugeben, nach der sie verlangt, gerade was ihre menschliche Komponente betrifft. Eine kräftige Stimme zwar, aber ein doch recht einsilbiger und emotionsloser Vortrag. Auch das Timbre von Johannes Chum als Walther von Stolzing konnte nicht wirklich für die Rolle des Frankenritters gefallen. Zudem hatte er Schwierigkeiten mit den Höhen der Partie, gerade auch im finalen Preislied.

Robert-Schumann Philharmonie

Robert-Schumann Philharmonie

Wenn einem der SängerInnen an diesem Abend das Reis gegolten hätte, dann wäre es die kalifornische Sopranistin Betsy Horne als Eva gewesen. Sie hat eine für die Rolle bestens geeignete Stimme und interpretierte ihren Part mit viel Empathie und stimmlicher Überzeugungskraft, bei guter Phrasierung und Wortdeutlichkeit. Eine Eva nach Augenmaß!

Johannes Chum, Frank Beermann und Samuel Youn mit dem Orchester

Johannes Chum, Frank Beermann und Samuel Youn mit dem Orchester

Die Krone des Abends gebührt jedoch Frank Beermann, seit 2007 GMD des Theaters Chemnitz und Chefdirigent der Robert-Schumann-Philharmonie. Diese ließ unter der offenbar Wagner-geschulten Hand des noch relativ jungen Maestros einen „Meistersinger“-Klang in den für ein Wagner-Orchester akustisch nicht ganz unproblematischen Verhältnissen des Sängersaales hören, der zeitweise berücken konnte.

Frank Beermann beim Schlussapplaus

Frank Beermann beim Schlussapplaus

Hier stimmte alles, Tempi, Feinzeichnung in den lyrischen Momenten, Transparenz der einzelnen Gruppen und Klangbeherrschung im Forte. Ein großes Kompliment an dieses gute Ensemble unter Beermanns Leitung. Man kommt gern wieder in „Kinis“ Märchenschloss, in dem er nur 70 Tage verbracht haben soll. Richard Wagner übrigens nur drei…

Fotos: Dieter Wuschanski 3-5
Klaus Billand: 1-2

Klaus Billand

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