Teschow/Mecklenburg-Vorpommern: Klaus Billand besuchte Kammersänger Bernd Weikl während seines Sanatorium-Aufenthalts nach einer schweren Operation – 5. September 2022

Im Gesprüch mit KS Bernd Weikl

Im Gesprüch mit KS Bernd Weikl

K. Billand hatte das Symposium zum Thema „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“ in Bayreuth Anfang August mit den Worten eröffnet: „Vor diesem Problem, vor dem wir jetzt stehen, haben uns Bernd Weikl und mit ihm viele andere schon vor Jahren immer wieder gewarnt.“

Lieber Bernd Weikl,

Sie haben Ihren 80. Geburtstag im Krankenhaus verbringen müssen, statt, wie Sie es sich gewünscht hatten, bei einem Heurigen in Wien, Ihrer Geburtsstadt. Nun treffe ich Sie hier in Teschow gut erholt zum Ende Ihres Kuraufenthaltes an. Ich habe mit fünf anderen Herausgebern und über 80 Gratulanten, Sängerkollegen von Ihnen, großen Dirigenten, Freunden und Bewunderern an der Geburtstagsgabe für Sie „Wahn, Wahn, überall Wahn“ mitgewirkt. Den Titel hat Edda Moser vorgeschlagen, und er passt so gut wie damals bei Wagner, sehr gut in unsere Zeit.

Wie ist das, mit 80 Jahren zurückzudenken an diese große Zeit der Oper, in der Sie einer der Fixsterne waren? Im Buch wird ausgiebig beschrieben, was Sie für eine wundervolle Stimme hatten – diese wohltönende Stimme haben Sie übrigens immer noch. Was für eine prächtige Bühnenerscheinung verbunden mit außergewöhnlichem komödiantischem Temperament Sie mitbrachten! Die Kritiker überschlugen sich regelrecht, nachzulesen sehr schön in dem Beitrag von Dr. Sven Friedrich, aber das ist auch der Tenor aller Gratulanten, neben herzlichsten Glück- und Segenswünschen und besonders Gesundheit für die nächsten Jahre.

Auf dem Buch Cover als Hans Sachs

Auf dem Buch Cover als Hans Sachs

Bernd Weikl: Das Buch hat mich völlig überrascht und war eine große Freude, es hat mir viel Kraft gegeben, um aus diesem für mich tiefen Tal wieder heraus- und Energie zu finden, um noch einmal einen neuen Anlauf zu machen. Die Ruhe und der Schutzraum, den ich für meine Genesung gefunden habe, haben mich auch viele neue Vorsätze und Pläne für das Leben nach diesem vitalen Einschnitt finden lassen. Nicht alles wird ausführbar sein, aber natürlich werde ich wieder in der einen oder anderen Form am Operngeschehen teilnehmen.

Auch der Kontakt zu alten und neuen Freunden wird sich durch dieses von Ute Holstein so geschmack- und liebevoll gestaltete Buch wieder vertiefen und entwickeln. Ich möchte hier schon einmal allen für die Mühen danken, es ist jeder einzelne Glückwunsch ein so warmer Gruß und Trost in den vergangenen Monaten gewesen. Man wird mit 80 Jahren etwas sentimental, und als alter Sänger darf man auch zu Operntexten greifen. „So lest den Dank aus jenen Zähren, das bloße Wort genüget nicht!“, besser als Agathe kann ich es nicht ausdrücken.

Bernd Weikl mit dem "Geburtstags-Buch"

Bernd Weikl mit dem "Geburtstags-Buch"

K. Billand: Apropos, den Ottokar im Freischütz haben Sie schon in jungen Jahren gesungen. Sie haben so gut Belcanto gesungen, und dann kam schnell Wagner und der Wolfram und Bayreuth. So wurden Sie der jüngste weltweit berühmte Hans Sachs und beklagten sich manchmal „Immer schustern, das ist nun mein Los; des Nachts, des Tags, komm nicht davon los.“ Also, Sie hätten gern mehr italienische Partien noch gesungen.

Leider haben Sie zu früh aufgehört zu singen, obwohl dann mit einem Paukenschlag – als Falstaff in der Hauptrolle und Regisseur der Oper. Es gibt eine Videoaufnahme von Arthaus und in Ihrem YouTube-Kanal zu sehen. Sie inszenierten auch einmal „Die Meistersinger von Nürnberg“. Erinnert sei auch an die Oper „Oswald von Wolkenstein“, die Wilfried Hiller mit dem Libretto von Felix Mitterer für Sie komponierte und die in der Regie von Percy Adlon 2004 am Staatstheater Nürnberg ihre Uraufführung erlebte. Mitterer schrieb, dass Sie der „Rolling Stone“ dieser Oper waren. In diesem Buch verewigt mit einer Widmung der Adlons aus Kaliforniern.

Bücher aus Ihrer Feder liegen beinahe im Dutzend vor, und immer zeigen Sie Missstände auf, geben aber auch optimistisch Hinweise, wie sie zu ändern wären. Ihr Kollege Placido Domingo schrieb in seiner Gratulation „Leider war ich noch nicht in der Lage, eines Deiner Bücher zu lesen. Mein Deutsch ist nicht gut genug dafür. Aber mir wurde berichtet, dass sie sehr kritisch und interessant sind.“

Sie sind mit vielen Orden und Ehrenzeichen Österreichs und Deutschlands dekoriert worden, sind dreimal Kammersänger, tragen eine Ehrendoktor-Würde und sind Professor.

Lieber Bernd Weikl,
schonen Sie sich noch eine Weile, aber dann erwarten wir Sie wieder unter uns. Der Tisch der Götter wäre ohne Sie ärmer!

Fotos: K. Billand

Klaus Billand

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