Sofia: Elektra Kurzbericht Premiere - 26. November 2020

Zum ersten Mal „Elektra“ in Bulgarien!

Klytämnestra mit Elektra und ihrem Hof

Klytämnestra mit Elektra und ihrem Hof

Aus Sofia ist in diesen trüben Tagen eine kleine Sensation zu vermelden: Gestern Abend erlebte die „Elektra“ von Richard Strauss an der Sofia Oper und Ballett ihre bulgarische Erstaufführung, also 111 Jahre nach der Uraufführung. Der Regisseur Plamen Kartaloff, auch Generaldirektor des Hauses, fährt somit weiterhin in tiefem Fahrwasser der Opernliteraur, nachdem er hier ja schon den „Ring“, „Tristan und Isolde“ sowie „Parsifal“ von Richard Wagner inszeniert hat.

Mord an Ägisth

Mord an Ägisth

Der US-amerikanische Dirigent Evan-Alexis Christ konnte für die musikalische Einstudierung und Leitung dieser „Elektra“ gewonnen werden und motivierte mit großem Engagement das Orchester der Sofia Oper und Ballett zu einer außergewöhnlichen Leistung bei recht schnellen Tempi. So motiviert habe ich die Musiker hier noch nicht spielen gehört, von einigen kleineren Unsicherheiten abgesehen. Den strengen Hygieneauflagen wurde damit Rechnung getragen, dass das Orchester auf einer Überdeckung des Parketts und im leicht abgesenkten Graben sitzt und das Publikum auf dem Rängen. Damit ergab sich auch ein transparenteres Klangbild.

Elektra im Finale

Elektra im Finale

Sven Jonke schuf einen geometrischen schwarz-grauen Atridenpalast mit semitransparenten Wänden, der durch Rotation immer wieder neue Optiken und Szenen freigab und bei der guten Personenregie Kartaloffs und mit dazu passenden Kostümen von Leo Kulas eine schlüssige Dramaturgie ermöglichte. Die Choreografie von Fredy Franzutti wies den fünf Mägden und der Aufseherin während des ganzen Stücks die Rolle des erklärenden Chores des griechischen Theaters zu, ein interessanter und die Bilder belebender Regieeinfall. Im komplett bulgarischen Sängerensemble ragten durch sehr gute stimmliche und darstellerische Leistungen Liliya Kehayova als Elektra, Gergana Rusekova als Klytämnestra und Atanas Mladenov als Orest unter den Protagonisten heraus. Die „Elektra“ von R. Strauss und Hugo von Hofmannsthal feierte auf bulgarischem Boden einen packenden Einstand!

Weitere Aufführungen 29.11, 1. und 6.12. sowie im Frühjahr 2021. (Detailliertere Rezension folgt).

Fotos: Svetoslav Nikolov

Klaus Billand aus Sofia

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