Moskau: Finale der „Competizione dell’opera“ zum 20. Jubiläum – Bolshoi-Theater 2. Oktober 2016

Bolshoi-Theater Moskau

Bolshoi-Theater Moskau

Das war ein ganz besonderes Finale der bereits vor 20 Jahren entstandenen Competizione dell’Opera! Nach den vorherigen Ausführungen in Hamburg (2 Mal), Dresden (8 Mal) Moskau (1 Mal, auf der Basis einer internationalen Kooperation mit Dresden, Minsk und Linz (3 Mal) hatte der Künstlerische Leiter und Vorstandsdirektor der Linzer Veranstaltungsgesellschaft, Prof. Hans-Joachim Frey – zusammen mit Prof. Hermann Rauhe, auch Gründer des Wettbewerbs 1996 – für das 20. Jubiläum das legendäre Bolshoi-Theater in Moskau gewählt. Die Competizione dell’Opera hat sich mittlerweile zu einem der größten Gesangswettbewerbe in Europa entwickelt. Sie stellt eine interessante Plattform für junge Sängerinnen und Sänger der italienischen Oper dar, sich einer international besetzten Jury vorzustellen. Diese setzt sich aus Vertretern der wichtigsten Opernhäuser und Festivals, Künstleragenturen, berühmten Sängern und Sängerinnen, Dirigenten, Medien und Hochschulvertretern zusammen. Diesmal hatte die Jury 24 Mitglieder. Auf der Suche nach jungen Talenten reist das Wettbewerbs-Management das ganze Jahr über durch Europa, Russland, Asien und Latein Amerika. Die „Competizione“ hat bisher große Künstlerpersönlichkeiten wie etwa Marina Mescheriakova, Ashley Holland, Anja Harteros, Carla Maria Izzo oder Eleonore Maguerre hervor gebracht.

Mehr als 600 Sängerinnen und Sänger stellten sich diesmal weltweit der Jury. Sie hatten Auditionen in Buenos Aires, New York, London, St. Petersburg, Taipeh, Seoul, Jerusalem, Philadelphia, Batumi, Bonn, Paris, Rom, Budapest, Moskau, Wien, Linz und Dresden u.a. Etwa 90 Teilnehmer aus 19 Nationen reisten nach Moskau für das Semifinale. 13 schafften es ins große Finale am 2. Oktober, welches die Dimensionen einer Gala annahm. Es fand auf der Nebenbühne des Bolshoi-Theaters statt, der “Neuen Szene”, mit einer Kapazität von 1.300 Plätzen. Diese Bühne war die Stammbühne des Bolshoi während der Umbauzeit und Renovierung des historischen Gebäudes zwischen 2003 und 2011, wo alle Opernvorstellungen in dieser Zeit stattgefunden haben. Das Interesse der Moskauer an diesem Finale war also recht groß. Das Internationale Kultur- und Wirtschaftsforum Linz organisierte eine exklusive Kultur- und Netzwerkreise von 5 Tagen nach Moskau, sodass 35 Österreicher Gelegenheit hatten, dem Finale beizuwohnen.

Die Finalgala wurde musikalisch von Fabio Mastrangelo geleitet, der einhellig als Russlands erfolgreichster in Italien geborener Dirigent gefeiert wird. Seit 2013 ist er Künstlerischer Direktor des St. Petersburger Staatstheaters „Music Hall“ und Chefdirigent sowie Musikdirektor seiner beiden Orchester, der „St. Petersburg Northern Sinfonia“ und der „St. Petersburg Northern Sinfonietta“. Hinzu kommen weitere Positionen im klassischen russischen Musikleben. Er war den jungen Sängern ein einfühlsamer und motivierender musikalischer Begleiter. Vor Beginn wurde ein Grußwort von Präsident Putin verlesen.

Nachdem einige Sonderpreise von mehreren Jury-Mitgliedern vergeben worden waren, stieg die Spannung zur Nennung der drei ersten Plätze. Den 3. Platz bekam der koreanische Tenor aus Seoul, Lee Hunjai, der die Arie des Ottavio „Il mio tesoro intanto“ aus „Don Giovanni“ sang. Er überzeugte durch sein klangvolles lyrisches Timbre. Bei der Competizione in Linz 2015 hatte er bereits einen Sonderpreis gewonnen. Den 2. Platz bekam die russische lyrische Sopranistin Daria Terekhova. Sie sang „Ah! Non credea mirarti“ aus Bellinis „Sonnambula“ mit großem musikalischem Ausdruck. Sie ließ perfekten Belcanto hören, sang die Arie mit viel Flexibilität und Empathie. Die Höhen gelangen großartig und kristallklar. Es wurde schon während des Finales offenbar, dass sie mit dieser bemerkenswerten Leistung auf einem der der ersten drei Plätze landen sollte. Terekhova gewann u.a. 2010 den 2. Preis des Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerbs.

Den ersten Preis und damit die Competizione dell’Opera gewann die russische Sopranistin Elena Bezgodkova mit der Arie „Suicidio!… In questi fieri momenti“ aus „La Gioconda“ von Amilcare Ponchielli. Sie bestach durch eine glanzvolle Leistung. Sie interpretierte die Arie mit großer Emotionalität, auch im darstellerischen Ausdruck. Ihre schon relativ dramatische Stimme ist durchschlagskräftig und wartet mit starken Höhen auf. In der Mittellage klingt ihr Timbre leicht abgedunkelt, was der Stimme noch mehr Charakter verleiht. Es war zu jedem Zeitpunkt ihres Vortrags offenbar, dass ihre Stimme „fest im Körper sitzt“. Mit Elena Bezgodkova hat die Competizione dell’Opera 2016 eine würdige Gewinnerin vorzuweisen.

Aber auch die übrigen Finalteilnehmer und teilnehmerinnen interpretierten ihre jeweiligen Arien mit großer gesanglicher Qualität. Es ist durchaus anzunehmen, dass man auch von ihnen in der Zukunft hören wird. Nicht nur deshalb seien sie hier genannt: Karina Demurova, Mezzosopran (Russland); Maria Ostroukhova, Mezzosopran (Russland); Gleb Peryazev, Bass (Russland) (Er bekam von einer oberösterreicheschen Firma einen Sonderpreis über 5.000. Euro); Oksana Sekuroerina, Sopran (Russland); Olga Tenyakova, Sopran (Russland); Anastasia Shchegoleva, Sopran (Russland); Sulkhan Jaiani, Bass (Georgien); Otar Nakashidze, Bariton (Georgien); Anne-Fleur Werner, Sopran (Niederlande); Shelley Jackson, Sopran (USA).

Mit diesem 20. Jubiläum hat die Competizione dell’Opera einmal mehr klar gemacht, dass sie sehr gute Sänger hervor bringt. Das Niveau war erstklassig und gibt zur Hoffnung Anlass, dass diese jungen Talente ihren Weg in die Opernhäuser machen werden.

Foto: Renée Taborsky

Klaus Billand

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