Tashkent/Usbekistan: XIV. Internationaler Gesangswettbewerb Competizione dell’Opera vom 23.-29. November 2014

Gala-Schlusskonzert

Gala-Schlusskonzert

Am 29. November ging im schneeweißen eleganten Palast der Internationalen Foren „Usbekistan“ von Tashkent die erste in Usbekistan abgehaltene Ausgabe des Operngesangs-Wettbewerbs im italienischen Fach, die 1996 von Hans-Joachim Frey (Brucknerhaus Linz) in Dresden ins Leben gerufene Competizione dell’Opera mit einem fulminanten Gala-Konzert zu Ende.

Auditorium beim Schlusskonzert

Auditorium beim Schlusskonzert

Im fast voll besetzten Auditorium mit etwa 1.200 Besuchern konnte sich die usbekische Öffentlichkeit davon überzeugen, welch gute Stimmen diese zentralasiatische Nation für die Oper zu bieten hat. Der Wettbewerb, der direkt an die XIII. Competizione dell’Opera während des Linzer Brucknerfestes im vergangenen September anschloss (siehe unten) und in dem sich über 60 SängerInnen aus 16 Ländern maßen, verlief auf hohem Niveau, sodass aufgrund der gezeigten Leistungen 20 TeilnehmerInnen ins Finale kamen.

Die Jury

Die Jury

Unter der Leitung von Hans-Joachim Frey setzte sich die Jury wie folgt zusammen:

Jury: Grayr Khanedaniyan, Hans-Joachim Frey, Andrey Petrov, Klaus Billand

Jury: Grayr Khanedaniyan, Hans-Joachim Frey, Andrey Petrov, Klaus Billand

Aus einigen großen Sängerpersönlichkeiten und Musikern Usbekistans wie Muyassar Razzakova, Avaz Rajabov, Grayr Khanedaniyan und Ismoil Jalilov, sowie Russlands wie Larisa Gergieva; Bakhtiyar Yakubov, Intendant des Staatlichen Akademischen Bolschoitheaters Tashkent; Maurizio Ciampi, Direktor des Internationalen Bellini-Festivals Italien; Farhad Badalbayli, Rektor des National-Konservatoriums Aserbaidschan und Direktor des Internationalen Gabala Musikfestivals; Robert Gilder, Sängeragent, Robert Gilder&Company, London; Andrey Petrov, Generaldirektor ArtMaks, Deutschland; Anton Lubchenko, Künstlerischer Direktor und Chefdirigent des Staatlichen Primorsky Opern und Ballett-Theaters Wladiwostok; Katerina Beranova, Sopran, Gesangslehrerin Universität Linz; Jiatong Wu, Director, Wu Promotion Co. Ltd.; und Klaus Billand für die Zeitschrift „Der neue Merker“, Wien.

Palast der Internationalen Foren „Usbekistan“ von Tashkent

Palast der Internationalen Foren „Usbekistan“ von Tashkent

Die Vorrunden für die Auswahl der nach Tashkent eingeladenen SängerInnen fanden von Mai bis Oktober 2014 in Peking, Moskau, Wladiwostok, St. Petersburg, Leipzig, Dresden, Seoul, Budapest, Buenos Aires, Bonn, Wien, Linz und Ulan Ude statt. Die schließlich nach Tashkent zur Endrunde eingeladenen TeilnehmerInnen kamen aus folgenden Ländern: Usbekistan, Russland, Weißrussland, Ukraine, Kasachstan, Moldawien, Aserbaidschan, Türkei, Deutschland, Österreich, Slowakische Republik, Tschechische Republik, Italien, Ungarn, Südafrika und Japan. Alle auditions waren öffentlich. Die Altersbegrenzung für Damen war 1.1.1983 und für Herren 1. Januar 1981.

FinalteilnehmerInnen

FinalteilnehmerInnen

Folgende SängerInnen standen im Halbfinale in Tashkent:
Barno Ismatullayeva, Damir Raxmonov, Gulom Nazirov, Rustam Alimardanov, Usbekistan; Maria Bayankina, Anastasya Kikot, Roman Lyulkin, Konstantin Suchkov, Russland; Pavel Petrou, Weißrussland; Djabrail Idrisov, Aserbeidschan; Makana Andiswa, Patricia Nombusa Nlanda, Südafrika; Anita Jirovska, Tschechische Republik: Rastislav Lalinsky, Slowakische Republik; Melinda Heiter, Ungarn; Regina Riel, Österreich; Corinna Ruba, Deutschland; Kie Kanazava, Japan; Kartal Karagedik, Türkei (außer Konkurrenz).

Barno Ismatullayeva in der Mitte

Barno Ismatullayeva in der Mitte

Den mit €8.000 dotierten 1. Preis gewann die 23-jährige usbekische Sopranistin Barno Ismatullayeva, die schon im Semifinale mit der Arie der Mimi „Si mi chiamano Mimi“ aus dem 1. Akt der „Bohème“ von G. Puccini großen Eindruck machte und Publikum wie Jury im Finale mit der Arie der Wally aus „La Wally“ von A. Catalani „Ebben? Ne andrò lontana” für sich einnahm, im wahrsten Sinne des Wortes. Es gefiel nicht nur ihre Stimme mit einem schönen farbigen Timbre, sondern es stimmten auch Artikulation sowie künstlerischer und mimischer Ausdruck.

Pavel Petrou bei Siegerehrung

Pavel Petrou bei Siegerehrung

Den 2. Preis gewann der ebenfalls 23-jährige weißrussische Tenor Pavel Petrou, der mit der beherzt und bestens artikuliert gesungenen Arie und Stretta des Alfredo aus „La traviata“ von G. Verdi überzeugen konnte.

Maria Bayankina

Maria Bayankina

Der 3. Preis wurde mit Sponsoring von Jiatong Wu, Wu Promotion Co. Ltd., an zwei Sänger vergeben, und zwar an die 22-jährige russische Sopranistin Maria Bayankina, die bereits am Mariinsky-Theater St. Petersburg engagiert ist und schon Rollen wie Tatjana, Violetta und andere gesungen hat. Sie gab zunächst die Arie „Ch’il bell sogno di Doretta“ aus „La Rondine“ von G. Puccini und glänzte im Finale mit einer engagiert gesungenen Arie der Mimi „Si mi chiamano Mimi“ aus „La Bohème“. Ihr merkte man eine gewisse Bühnenerfahrung schon an.

Idrisov Djabrail (rechts) bei Siegerehrung

Idrisov Djabrail (rechts) bei Siegerehrung

Ebenfalls einen 3. Preis bekam der in Tashkent geborene aserbaidschanische Bassist Idrisov Djabrail. Er sang zunächst mit großem Material und starkem Ausdruck die Arie des Don Basilio „La Calunnia“ aus „Il Barbiere di Siviglia“ von G. Rossini und konnte im Finale sein stimmliches Potenzial mit der großen Arie des Zaccaria aus „Nabucco“ von G. Verdi unter Beweis stellen.

Meisterklasse von Katerina Beranova und Radu Pantea

Meisterklasse von Katerina Beranova und Radu Pantea

Einige Sänger bekamen noch Extra-Preise wie Einladungen zu Auftritten, u.a. bei Festivals. Einige Teilnehmer des Wettbewerbs und usbekische Gesangsstudenten machten vom Meisterklasse-Angebot von Katerina Beranova, Grayr Khanedaniyan und Robert Gilder intensiv Gebrauch, wobei Radu Pantea aus Luxemburg vielfach am Flügel begleitete. Man konnte die große Begeisterung gerade der jungen usbekischen SängerInnen bemerken, die offenbar an diesen Tagen sehr viel lernten.

Pavel Petrou, Maria Bayankina, Patricia Nombusa Nlanda

Pavel Petrou, Maria Bayankina, Patricia Nombusa Nlanda

Im Gala-Konzert am Abend nach dem Finale und der Preisverleihung konnten die Preisträger sowie die Sieger der Competizione dell’Opera der Jahre 2012 in Minsk, Rakhim Mirzakamalov und 2013 in Linz, Ramiz Usmanov, ebenfalls aus Usbekistan, mit einigen ihrer KollegInnen aus dem Wettbewerb das zum großen Teil junge Publikum regelrecht begeistern.

Dirigent Kamoliddin Urinbaev

Dirigent Kamoliddin Urinbaev

Der blutjunge Dirigent Kamoliddin Urinbaev leitete das Orchester, welches einen bunten Reigen and musikalischen Leckerbissen, Ohrwürmern, aber auch ernsteren Stücken spielte und dabei beachtliche Universalität bewies. Urinbaev betätigte sich sogar bis zu einem gewissen Grade als beherzter Moderator.

Leiter des Wettbewerbs, Hans-Joachim Frey

Leiter des Wettbewerbs, Hans-Joachim Frey

Der Leiter des Wettbewerbs, Hans-Joachim Frey, richtete Worte des Dankes an den Präsidenten von Usbekistan, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, sowie an die Veranstalter des Wettbewerbs und die vielen Helfer und Volontäre. Er hob das gute Niveau der gezeigten Leistungen hervor und brachte seine Anerkennung für den hoffnungsvollen gesanglichen Nachwuchs in Usbekistan zum Ausdruck.

Solisten beim Galakonzert

Solisten beim Galakonzert

Sodann legten die „Drei Tenöre“ los mit einem gemeinsam gesungenen „Nessun dorma“, worauf Maria Bayankina die Arie der Mimi aus dem 1. Akt der „Bohème“ sang. Pavel Petrou begeisterte das Publikum mit der äußerst engagiert vorgetragenen Arie des Herzogs von Mantua „La donna é mobile“ aus „Rigoletto“. Später gab Ramiz Usmanov ein berührendes „Lamento di Federico“. Die Siegerin des Wettbewerbs, Barno Ismatullayeva, sang schließlich die große Arie der Leonora aus „Il Trovatore“ und erhielt für ihren ausgezeichneten Vortrag viel Applaus.

René Pape

René Pape

René Pape war als Stargast aus Dresden angereist und sang emphatisch die Arie „Sie hat mich nie geliebt“ aus „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi. Er gab dem Galakonzert zusätzliches Gewicht und eine gewisse Krönung. Das Publikum wollte das Ende nicht wahr haben. Man forderte an die fünf Zugaben, die Kamoliddin Urinbaev mit seinen MitstreiterInnen bestens über die Rampe brachte.

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

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