Verona/Festspiele: Aida NI – 21. August 2021

Ägypten in wieder auferstandenem LED-Glanz in Verona

Die "Aida"-Bühne

Die "Aida"-Bühne

Nach der „Traviata“, in deren Bericht die diesjährig Regiekonzeption der Neuinszenierungen der Fondazione Arena di Verona geschildert wurde, war man gespannt auf die Bilder, die auf der riesigen LED-Wand von D-WOK zu „Aida“ präsentiert würden. Schon vor Beginn der Aufführung bekam man tiefe und farbenprächtige Einblicke in das Grab des berühmten Pharao Tutanchamun aus der 18. Dynastie, dem Neuen Reich. So ist durch die szenische Arbeit von Michele Olchese gleich die Atmosphäre von Altägypten am Schauplatz des Alten Rom hergestellt, und dieser Zauber nimmt den ganzen Abend über nicht mehr ab.

Jorge de León als Radamès

Jorge de León als Radamès

Mit einer phantasievollen Choreographie werden die großen Massen und natürlich die Balletteinlagen publikumswirksam in Szene gesetzt. Die Monumentalität des Spielorts kommt natürlich von jeher der „Aida“-Ästhetik mit der Monumentalität des Alten Ägyptens entgegen. Nicht zuletzt war „Aida“ auch die erste Oper, die 1913, im Gründungsjahr des Festivals zu Verdis 100. Geburtstag, in der Arena gespielt wurde.

María José Siri als Aida und Judit Kutasi als Amneris

María José Siri als Aida und Judit Kutasi als Amneris

Im weiteren Verlauf bekommen wir Einblicke in das Tal von Theben und seine Tempel, immer wieder erwähnt, wenn es um die Auseinandersetzung mit den Äthiopiern geht, sowie in die endlos weiten Sanddünen der Sahara mit darin etwas unvermittelt stehenden Pyramiden – bisweilen etwas zu viel des Guten. Aber die gigantischen Tempel, einmal meint man Teile des Karnak-Tempels in Luxor zu erkennen, sowie die perfekt auf Zeit und Szenerie mit Prunk und Gold abgestimmten Kostüme verfehlen auf Dauer ihre eindrucksvolle Wirkung nicht. Hinzu kommt noch der Vollmond, der ausgerechnet an diesem Abend über dem Nil-Akt romantisch über der Arena strahlt…

Aida mit Amonasro und den äthiopischen Gefangenen

Aida mit Amonasro und den äthiopischen Gefangenen

María José Siri beeindruckt als Aida nicht nur mit ihrem klangvollen und facettenreichen Sopran, mit dem sie auch mühelos die vokalen Feinheiten im Nil-Akt singt, sondern mit einer glaubwürdigen Darstellung als Sklavin einerseits und liebende Frau andererseits, sowie vor einer tragischen Entscheidung stehende Verzweifelte in der Auseinandersetzung mit Amonasro. Siri meistert diese Achterbahn der Gefühle vokal und schauspielerisch einnehmend.

Judit Kutasi als Amneris mit dem Ballett

Judit Kutasi als Amneris mit dem Ballett

Judit Kutasi ist ihr als Amneris dabei eine auf Augenhöhe singende Gegenspielerin, verfällt darstellerisch aber in zu viele Stereotype, als dass sie mit der Figur voll überzeugen könnte. Jorge de León fehlt es an tenoralem Volumen, um dem Radamès die Bedeutung und Glaubwürdigkeit zu verleihen, die er im Stück und gerade bei diesen beiden Frauen haben sollte.

Der ägyptische Triumph

Der ägyptische Triumph

Natürlich ist Ambrogio Maestri mit seinem üppigen, an einen afrikanischen Schamanen erinnernden Gewand und Maske ein starker Amonasro, vokal wie darstellerisch. Er wirkt ja durch seine Erscheinung allein schon Respekt einflößend. Romano Dal Zovo singt einen ansprechenden König. Rafal Siwek ist ein guter Ramphis, und Yao Bohui wertet mit ihrer schönen Stimme die Weiheszene stark auf, die überhaupt in der Arena eine ganz besondere Wirkung bekommt. In weiteren Nebenrollen überzeugen Carlo Bosi als Bote und Eleana Andreoudi als Primaballerina.

Schlussapplaus der Solisten mit Daniel Oren

Schlussapplaus der Solisten mit Daniel Oren

Am Pult des Orchesters der Arena di Verona stand mit Daniel Oren diesmal ein ganz „alter Hase“ der Arena, und das merkte man sofort an seinem ausgezeichneten Verständnis für die Besonderheiten der Koordination zwischen Orchester, den Solisten auf der Bühne und dem von Vito Lombardi einstudierten Chor auf den linken seitlichen Rängen. Dabei sorgte er für eindrucksvolle musikalische Intensität in den dramatischen Phasen, fand aber auch zu feiner orchestraler Facettierung im Nil-Akt und im Finale. Man merkte, dass bei Oren alles zusammenlief und ihm alle voll vertrauten. Das tat dieser „Aida“ sehr gut.

Fotos: ENNEVI foto/Fondazione Arena di Verona 1-6; K. Billand 7

Klaus Billand

Giuseppe Verdi

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