Verona/Festspiele: La traviata NI – 19. August 2021

Sonya Yoncheva und Vittorio Grigolo als nahezu ideales Paar

Arena die Verona

Arena die Verona

Nach einem entsagungsreichen Sommer 2020 wartete die Fondazione Arena di Verona in diesem Sommer wieder mit einem reichhaltigen Opern- und Gala-Programm auf. Sie präsentierte unter anderem Neuinszenierungen von Giuseppe Verdis „Aida“, „Nabucco“ und „La traviata”, wobei diese in gewisser Weise uniformierte Inszenierungen der Fondazione selbst waren. „One size fits all“-Bühnenbild ist eine im Halbrund und damit sängerakustisch ideal um die Hinterbühne aufgebaute hoch abgestufte LED-Wand, die von D-WOK mit großer Phantasie werk-entsprechend mit beeindruckender Auflösung bebildert wird. Davor stehen auf die gespielte Oper bezogene und von nur wenigen Bühnenarbeitern in den Lichtpausen schnell variierbare Vorbauten. So konnte das Bühnenpersonal erheblich verringert und auch die Corona-Infektionsgefahr stark eingeschränkt werden. Das war für die Verantwortlichen ein alles überragender Aspekt, die mit 6.000 Besucher auch nur etwa die Hälfte der normalen Publikumskapazität zuließen.

Bühnenbild im 1. Akt in Paris

Bühnenbild im 1. Akt in Paris

Unter der Leitung des Stellv. Künstlerischen Direktors Stefano Trespidi zeichnete Michele Olcese für die szenischen Arrangements verantwortlich. Trotz der enormen Ausmaße der Bühne gelang es den Ausstattern in „La traviata“ neben den großen Ball-Szenen auch ein ansprechendes privates Ambiente für die Szenen zwischen Alfredo und Violetta und jener zwischen ihr und Germont im 2. Akt zu arrangieren. Für letztere wurde ein opulent wirkender Wintergarten gebaut, während auf der LED-Wand die Stimmung eintrübende Bilder eines verschneiten herrschaftlichen Gartens im Landhaus bei Paris zu sehen sind.

Alfredo und Violetta

Alfredo und Violetta

Um diese Szenerie herum laufen zwei große Treppen, die sehr gut choreografierte Aufzüge und Aktionen der Ball-Gesellschaft ermöglichen und somit die private Geschichte mehr oder weniger einrahmen. Sehr phantasievoll und ansprechend wirken die Bilder von Paris, mit etwas Romantik garniert – man sieht bunte Montgolfieren – im 1. Akt, die wie alle anderen in großer Harmonie mit der Handlung stehen.

Sonya Yoncheva als Violetta

Sonya Yoncheva als Violetta

Der Abend lebte aber vor allem von den hervorragenden Leistungen von Sonya Yoncheva als Violetta Valéry, Vittorio Grigolo als Alfredo und George Petean als Giorgio Germont. Sonya Yoncheva sang die Violetta mit viel Stamina, Emotion und Ausdruck mit einem oftmals herrlich aufblühenden Sopran mit langen Bögen. Es war erfreulich festzustellen, dass sie nach ihren Ausflügen mit der Tosca ins dramatische Fach das lyrische mit einer immer noch geläufigen flexiblen Stimme weiterhin gut beherrscht. Yoncheva war auch in der Vielseitigkeit der Rolle in jedem Moment voll präsent.

Ensemble mit Flora und Violetta et al.

Ensemble mit Flora und Violetta et al.

Vittorio Grigolo war ihr ein nahezu idealer Partner mit einem kräftigen und bestens intonierenden Tenor mit guten Höhen, der zudem die erforderliche emotionale Ausdruckskraft für den Alfredo mitbrachte. Die beiden bildeten so ein überaus einnehmendes Paar, vokal wie darstellerisch, begeisternd in ihren Arien und Duetten. George Petean als Germont konnte mit seinem warmen und lyrisch timbrierten Bariton bestens mithalten und setzte auch schauspielerisch gute Akzente*Clarissa Leonardi* war als Flora Bervoix ebenso überzeugend wie Yao Bohui als Annina.

Das Ende

Das Ende

Der von Vito Lombardi einstudierte Chor sang von der linken Seite mit großer Transparenz und Klangfülle. Francesco Ivan Ciampa dirigierte das Orchester der Arena di Verona mit großem Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse der Sänger und den Chor. So kam in den relevanten Szenen eine intime musikalische Atmosphäre zustande, während die Ballszenen mit großer musikalischer Ausgelassenheit musiziert wurden.

Fotos: ENNEVI Foto/Fondazione Arena di Verona 2-6; K. Billand 1

Klaus Billand

Giuseppe Verdi

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