Las Palmas de Gran Canaria: Adriana Lecouvreur – Premiere – 23. März 2021

Große Opernemotion von Cilea in nostalgisch-klassischer Ästhetik

Primadonna María José Siri

Primadonna María José Siri

Nach der klassischen Interpretation von Verdis „Il trovatore“ im Februar setzten die Amigos Canarios de la Ópera (Die kanarischen Freunde der Oper) von Las Palmas de Gran Canaria nun ihre 54. Opernsaison mit Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“ fort. Das Publikum war wie damals mit Begeisterung bei der Sache und wusste offenbar wieder zu schätzen, dass in Spanien die Häuser eine normale Temporada mit entsprechenden Hygiene-Konzepten spielen, während man nördlich der Pyrenäen weiterhin auf völlige Abschottung setzt. Und es gab mal eine Zeit im vergangenen Jahrhundert, wo man bisweilen hören musste, dass Europa erst an eben diesen Pyrenäen begänne…

„Ecco: respiro appena…“

„Ecco: respiro appena…“

Regisseur Giulio Ciabatti wählte mit seinem Bühnenbildner Carlos Santos und dem Kostümbildner Claudio Martín ein nostalgisch-klassisches Regiekonzept. Er siedelte das ganze pausenlos in knapp zwei Stunden gespielte Stück in der Garderobe der Starsängerin der Comédie-Française an, deren berühmteste Sängerin die Lecouvreur ja einst war. Bei nur wenigen einfachen Requisiten setzte der Regisseur im Wesentlichen auf das audiovisuelle technische Design von Iban Negrín. Dieser schuf ihm szenenbezogene und teilweise durchaus eindrucksvolle Bühnenhintergründe, die Einblicke in ein Opernhaus oder auf farbintensive Bühnenvorhänge insinuierten.

Dr "Hofstaat"

Dr "Hofstaat"

Während die kaum alternierenden Bühnenbilder natürlich auch die Tatsache widerspiegelten, dass das Auditorio ein Konzertsaal und kein Opernhaus ist, so hätte eine etwas intensivere Personenregie der Dramatik des Geschehens gutgetan, die ja in diesem Klassiker Cileas durchaus beachtlich ist. Allzu oft schienen die Sänger sich selbst überlassen, standen reglos an der Rampe. Sie machten aber immer wieder das Beste aus der jeweiligen Situation, allen voran María José Siri in der Titelrolle der Adriana. Sie war in der Tat nicht nur in ihrer Rolle als Primadonna sondern auch im Auditorio der Star des Abends, mit einem klangschönen, fülligen und ausdrucksvollen Sopran, sowie der gekonnten Gestik der Primadonna, bis diese schließlich einer ebenso überzeugenden ihres nahenden Endes wich. Schon die berühmte Auftrittsarie „Ecco: respiro appena…“ war ein absoluter Höhepunkt mit lang gehaltenem Finalton und beeindruckenden Piani wie Höhen. Das Publikum jubelte mit vielfachem Brava, und sie musste sie ein zweites Mal singen – eine Premiere im Auditorio von einer Sopranistin!

Maurizio mit der Principessa di Bouillon

Maurizio mit der Principessa di Bouillon

Sergio Escobar konnte als Maurizio zwar mit einem kraftvollen und stabilen Tenor bei guten Höhen mithalten, darstellerisch blieb er zu steif und uncharismatisch. Silvia Tro Santafé gab die Principessa di Boullion mit einem farbigen Mezzo und guter Mimik, jedoch nicht ganz der emotionalen Durchschlagskraft ihrer Kontrahentin entsprechend. Eine sehr gute stimmliche Leistung bot Youngjun Park als Michonnet. Ferner sind noch In Sung Sim als Príncipe di Boullion und Francesco Corujo als Abbé de Chazeuil zu nennen.

Die Bühne im Auditorium

Die Bühne im Auditorium

Francsco Ivan Ciampa dirigierte das Philharmonische Orchester von Gran Canaria und auch den Chor der Kanarischen Freunde der Oper mit einem hohen Maß an Detailverliebtheit, die jedoch den Spannungsfaden den ganzen Abend über gespannt hielt. Ein vor allem musikalisches Erlebnis!

Fotos: Nacho González Oramas / ACO 2021

Klaus Billand

Giacomo Puccini und Verismo (ca. 1890 - ca. 1925)

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