Zürich: Die Perlenfischer - 29. Juni 2023

Schockierender Realismus

Die Perlenfischer

Die Perlenfischer

„Die Perlenfischer“ von Georges Bizet sind nicht unbedingt eine Oper des Mainstreams. Was aber Jens-Daniel Herzog an der Oper Zürich daraus gemacht hat, war ein spannender Krimi insbesondere im zweiten Teil der Inszenierung. Das hat die Leute am Schluss von den Sesseln gerissen, auch eine große Zahl jungen Publikums.

Der Schiffsrumpf der Perlenfischer

Der Schiffsrumpf der Perlenfischer

Bei Bühnenbildner Mathis Neidhart liegt die Schaltzentrale der Perlenfischer in einem alten Schiffsrumpf. Der Chef der Perlenfischer, Zurga, überwacht hier die monatlichen Produktionsraten nach Gutsherrenart wie der absolute Herrscher auf diesem Schiff. Aber allen „Untertanen“, den in der Produktion arbeitenden Perlenfischern, ist ein merkbares Maß an Gewalt inne.

Die Schaltzentrale

Die Schaltzentrale

Das sieht man schon beim Aufschneiden der Austern bei der Suche nach den begehrten Perlen im Massenbetrieb. Und so überrascht es am Ende kaum, wenn sie Zurga auf eine der Arbeitsflächen drücken und lynchen, nachdem er Nadir und Leila die Flucht ermöglicht hat… Das war ein großartiges und schlüssiges, wenn auch brutales Bild am Ende der Aufführung.

Leila kommt herab

Leila kommt herab

Die vier wichtigsten Sänger waren ebenfalls beeindruckend und sagen auf hohem Niveau. Ekaterina Bakanova als Leila, eine junge Russin, hat hier schon mehrfach eine sehr gute jugendlich lyrisch-dramatische Leila gesungen. Sie spielt die Rolle nur und ist in ihrer „Freizeit“ in einem Jogging-Anzug unterwegs. Für die zeitgenössischen Kostüme war Sybille Gädeke zuständig. Javier Camarena als Nadir war in erster Linie mit dem Erreichen der erforderlichen Töne beschäftigt, ließ es aber vokal etwas an der auch erforderlichen romantischen Note missen.

Nadir mit den Perlenfischern

Nadir mit den Perlenfischern

Etienne Dupuis gab einen mit einem klangvollen und ausdrucksstarken Bariton singenden Zurga, der die ihm zugedachte Autorität auf dem Schiff eindrucksvoll verkörperte, am Ende aber auch menschliche Züge erkennen ließ. Hubert Kowalczyk spielte und sang den Nourabad ebenfalls eindrucksvoll und auf Augenhöhe mit den drei anderen.

Schlussapplaus Dirigent und Sänger

Schlussapplaus Dirigent und Sänger

Der junge Nicholas Carter dirigierte die Philharmonia Zürich mit einer Intensität und Verve, die genau zu dieser Produktion passten. Der Chor der Oper Zürich, von Janko Kastelic einstudiert, sang kraftvoll und transparent. Eine gelungene Inszenierung einer Oper, mit der sich manche Regisseure recht schwer getan haben.

Fotos: Suzanne Schwiertz 1-5; K. Billand 6

Klaus Billand

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