Riad/Saudi-Arabien: Riad Opera House - 26. Februar 2023
Dornröschen-Schlaf eines Riesen-Opernhauses in der Wüste
Das King Fahd Cultural Centre in Riad
Man würde Saudi-Arabien nicht ohne weiteres mit einer florierenden Opernkultur assoziieren. Und doch steht am Rande von Riad, der Hauptstadt mit 7,6 Millionen Einwohnern (2018), darunter auch viele Ausländer, ein Opernhaus von wahrlich gigantischen Dimensionen, mit 3.000 Plätzen (!), das etwa 140 Millionen US-Dollar kostete. Es wurde in den 1970er Jahren von König Fahd in Auftrag gegeben, der die europäische Opernkultur im Rahmen einer gewissen kulturellen Öffnung des prinzipiell sehr konservativen Landes nach Riad holen wollte. Dahinter stand die Idee, dass die saudische Hauptstadt ein ähnlich relevantes Opernhaus haben sollte wie beispielsweise Paris mit der Opéra de Bastille, Mailand mit der Scala, oder London mit dem Covent Garden Royal Opera House. Sultan Qabus des Oman ist gleiches mit dem Bau des beeindruckenden Königlichen Opernhauses Muskat 2011 bekanntlich gelungen.
Allein, es sollte zu keiner Realisierung dieser Idee kommen. Denn die klerikale Gemeinde, auch unter dem Eindruck eines extremistischen Anschlags auf die Große Moschee 1979 mit vielen Toten, lehnte diese kulturelle Akquisition ab, und das King Fahd Cultural Centre, wie es der König benannt hatte, versank in einen bis heute währenden Dornröschen-Schlaf. Lediglich im Jahre 2017 gab es ein erstes Konzert eines japanischen Symphonieorchesters im Cultural Centre, bei dem übrigens auch Frauen und Männer zusammen sitzen konnten, während es normalerweise für Frauen spezielle Bereiche, wie einen eigenen Balkon, geben würde. Das wurde von vielen als kleiner Hoffnungsschimmer für eine Wiederbelebung des äußerst prachtvollen Opernhauses, welches auch in Riad von den Expatriates oft nur als „The Opera House“ bezeichnet wird, gewertet. Aber eine Oper hat es bisher dort nie gegeben.
Immerhin eine elegante Tafel deutet auf das KFCC hin...
Vielleicht geschieht das in nicht allzu weiter Zukunft, wenn man den Kurs der Öffnung des Landes durch das Herrscherhaus betrachtet. Im Rahmen eines neuen Regierungs-Konzepts einer “Cultural Vision” für das Königreich Saudi-Arabien wurde 2018 ein Kulturministerium gegründet. „The Opera House“ fällt in sein Portfolio. Immerhin hat dieses Ministerium mit der Diriyah Biennale Foundation im schon architektonisch beeindruckenden Hadsch-Terminal am Flughafen Jeddah gerade die als phantastisch zu bezeichnende 1st Islamic Arts Biennale – Awwal Bait veranstaltet, die noch bis zum 23. April läuft. Es wäre eine Sensation, im „Opera House“ einmal große Oper zu erleben.
(Viele Informationen dieses Artikels wurde aus dem Buch von Paolo Petrocelli “The Evolution of Opera Theatre in the Middle East and North Africa”, veröffentlicht 2019 bei Cambridge Scholars Publishing, entnommen. Paolo Petrocelli wird übrigens ab März 2023 neuer General-Direktor der Dubai Opera in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate).
Bei einer Taxi-Tour an den fast menschenleeren Rand der Stadt, wo bereits die Wüste beginnt und man kaum ein Opernhaus erwarten würde, konnte ich wegen einer Absperrung nicht näher als 300 Meter an den Bau herankommen. Aber ein Foto durfte ich immerhin machen…
Foto: Klaus Billand
Klaus Billand