Salzburg/Festspiele: Vortrag von Prof. Oswald Panagl bei den Festspielfreunden zur „Elektra“ von R. Strauss - 28. August 2021

Prof. Oswald Panagl

Prof. Oswald Panagl

Im Rahmen des Vortragsprogramms der Freunde der Salzburger Festspiele hielt Prof. Oswald Panagl gestern in der Großen Universitätsaula einen Vortrag zum Thema „Archaische Mythenwelt und moderne Seelenkunde – Elektra“ mit besonderem Bezug auf die am Abend stattfindende letztmalige Aufführung der „Elektra“ in der Inszenierung von Krysztof Warlikowski bei den Salzburger Festspielen. Dazu ein paar der vorgetragenen Aspekte.

Panagl hob zunächst die beginnende Freundschaft von Richard Strauss mit Hugo von Hofmannsthal hervor, die sich 1899 in Paris kennen lernten. Vier Jahre später sah Strauss die Hofmannsthalsche „Elektra“ in Berlin und fand Gefallen an dem Stoff, meinte aber, dass angesichts seiner damaligen Arbeit an der „Salome“ (UA 1905) es unschicklich wäre, an zwei Einaktern auf einmal zu arbeiten. Aufgrund seines großen Interesses an Stoffen und Figuren der Antike kam es dann aber doch mit „Elektra“ zur ersten Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal. „Elektra“ erlebte 1909 in Dresden ihre Uraufführung.

„Griechischer Germane“ soll sich Strauss selbst genannt haben. Sein Interesse an antiken Stoffen ging auch über den Tod von Hugo von Hofmannsthal 1929 hinaus. Offenbar hatten seine Eltern den jungen Strauss wegen eines Lungenleidens nach Griechenland geschickt. Dort lernte er Gefallen an der Archaik, den alten Sagenstoffen, der klassischen Architektur et al., was ihn bei seinem musikalischen Schaffen nicht mehr los ließ. „Ariadne auf Naxos“, „Die ägyptische Helena“, „Daphne“, „Die Liebe der Danae“ seien weitere Zeugen der Straussschen Begeisterung für archaische Stoffe.

ZUum Schluss

ZUum Schluss

Im Hinblick auf „Elektra“, wobei die Argumentation durch ältere und besonders bekannte Mitschnitte von Studio- und Liveaufnahmen ergänzt werden, geht Panagl auf die beiden Frauenfiguren Elektra und Chrysothemis als gegensätzliche Typen in Bezug auf den Begriff Treue und den Wandel, dem sie unterliegen kann, ein. Elektra stehe für einen Treuebegriff, der unverbrüchlich bis zum Ende durchgehalten wird, mit großer Starrheit. Sie ist Agamemnon treu, bis er endlich gerächt ist. Chrsyotemis ist hingegen das Beispiel für eine Treue, die einen gewissen Wandel nach den jeweiligen sozialen Gegebenheiten und Erfordernissen erfährt. Sie neigt zur Anpassung und geht aufgrund dieser Flexibilität nicht auf eine Treue-bedingtes fatales Ende zu. Das ist insbesondere in der aktuellen Inszenierung zu erleben.

Bei Klytämnestra geht Panagl besonders auf die Thematik der Träume ein, denen sie mit ihrer unverarbeiteten Vergangenheit unterliegt und die in engem Zusammenhang stehen mit der zur selben Zeit von Sigmund Freud betriebenen Traumforschung. Insofern hat die „Elektra“ zur Zeit ihrer Entstehung durchaus einen gewissen Bezug zur (damals) modernen Seelenkunde.

Zum Schluss spielt Panagl das Finale einer „Elektra“-Aufführung an der Staatsoper Stuttgart unter Carlos Kleiber und weist insbesondere auf die musikalische Gestaltung des finalen Tanzes Elektras hin, an der allein man das Dirigat Kleibers erkennen könne – offenbar ein Meilenstein in der musikalischen Interpretation. Großer Applaus!

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

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