Wien: Julian Rachlin & Friends - 2. November 2021

Der 11. Wiener Musiksalon zeigt großartige junge Talente

Bundesminister Fassmann

Bundesminister Fassmann

Seit 2010 gibt es den „Verein zur Förderung von Kammermusik mit und durch Julian Rachlin“, der sich zum Ziel gesetzt hat, seine Visionen und Ideen zu unterstützen. Es geht dem Verein um die Förderung junger, musikalischer Talente, die der Geiger Julian Rachlin laufend entdeckt. Weiterhin gibt es Meisterkurse für hochbegabte Studenten, die er unterrichten wird. Die Darbietung von Musiksalons soll die Zusammengehörigkeit fördern. Der 11. Musiksalon fand Anfang November im Audienzsaal des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung statt und wurde vor zahlreichen geladenen Gästen von damaligen Bundesminister Fassmann eröffnet.

Foppe Friedrich Locher

Foppe Friedrich Locher

Der Präsident des Vereins und Organisator der Musiksalons, Fopper Friedrich Locher, hielt eine Rede zu Beginn, in der er die Arbeit des Vereins vorstellte und wie Julian Rachlin überhaupt bekannt geworden ist. Die dreiköpfige Familie kam mit ganz geringen Mitteln 1978 nach Wien. Es war Zubin Metha, der Julian Rachlin aufgrund seines Talents an der Violine mit 13 Jahren unterer seine Fittiche nahm und ihm ein Studium bei Pinkas Zukerman ermöglichte. Aber auch im Publikum befanden sich an diesem Abend Leute, die Rachlin signifikant unterstützt haben, sich immer weiterzuentwickeln und auch weltweit aufzutreten. Im Jahre 2020 fand im 10. Musiksalon in Wien ein „kleines Wunder“ statt. Die blutjunge Lilia Pocitari aus Moldawien trat zum ersten Mal mit ihrer Violine auf, noch über keinerlei Fördermittel verfügend, und es war einer der Zuhörer an diesem Abend, der ihr eine 1779 von Nicola Bergonzi gebaute Geige gesponsert hat.

Rachlin, Piirto und Cañón Valencia

Rachlin, Piirto und Cañón Valencia

Das Programm begann mit dem Satz Allegro vivace e con brio aus dem Klaviertrio in D-Dur, op. 70, Nr. 1, „Geistertrio“ von Ludwig van Beethoven, mit Julian Rachlin an der Violine, Santiago Cañón Valencia am Cello und Johannes Piirto am Klavier. Das Stück wurde von Rachlin sehr dynamisch vorgetragen, und es fiel besonders die ruhige und hochmusikalische Aufnahme der Geigenmelodie durch das Cello auf.

Herzl und Sophie Rachlin

Herzl und Sophie Rachlin

Danach erklang aus der Sonate für Violine und Klavier in A-Dur, op. Intermède. Fantastique e léger, Finale. Très animé von Claude Debussy mit Benjamin Herzl an der Violine und der Mutter von Julian Rachlin, Sophie Rachlin, am Klavier. Hier fiel besonders das facettenreiche und dynamische Spiel von Herzl an der Geige auf.

Pocitari und Sophie Rachlin

Pocitari und Sophie Rachlin

Von Maurice Ravel spielten Lilia Pocitari mit Sophie Rachlin am Klavier dann Tzigane. M. 76, das ein erster Höhepunkt des Abends wurde. Erst begann Pocitari mit einem relativ langen und perfekt vorgetragenen Geigensolo, bis das Klavier mit starker Dynamik einschritt und dann beide in eindrucksvoller dramatischer Intensität weitermusizierten.

Rachlin, Mc Elravy und Cañón Valencia

Rachlin, Mc Elravy und Cañón Valencia

Von Johann Sebastian Bach folgte aus den Goldberg-Variationen BWV 988 arr. durch D. Sitkovesky, Aria, Variatio I, IV, VII al tempo di Giga, IX Canone alla Terza, XVIII Canone alla Sesta, Variation XXX Quodlibet mit Julian Rachlin an der Violine, Sarah Mc Elravy an der Viola und Santiago Cañón Valencia am Cello. Nach einem kontemplativen Beginn und einem in sich ruhenden Tempo fanden die Musiker zu einer harmonischen Abstimmung ihrer Parts unter starke Führung von Julian Rachlin. Er konnte hier sehr akzentuiert die hohe Versatilität seiner Violine demonstrieren.

Pocitari, Herzl, Mc Elravy, Cañón Valencia, Piirto

Pocitari, Herzl, Mc Elravy, Cañón Valencia, Piirto

Das Konzert fand seinen Abschluss mit Robert Schumann und dem Allegro brillante aus dem Quintett für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier in Es-Dur, op. 44. Lilia Pocitari, Benjamin Herzl, Sarah Mc Elravy, Santiago Cañón Valencia und Johannes Piirto finden hier zum fast symphonisch zu nennenden Höhepunkt des Abends. Schöne Melodien, große Dramatik und eine wieder bestechend sicher und dezidiert aufspielende Lilia Pocitari sowie das gute Zusammenspiel des Pianisten mit den Streichern hinterließen großen Eindruck. Das Konzert wurde ein voller Erfolg, zumal auch das Publikum von den Darbietungen begeistert war. Anschließend gab es noch einen Empfang.

Schlussapplaus

Schlussapplaus

Kurze Künstlerbiografien, die das hohe Niveau der Musiker dokumentieren:

Lilia Pocitari, Violine
Geboren 1997 in Moldavien, erhielt ihre Ausbildung an der Buchmann-Mehta School of Music in Tel Aviv bei Ilya Konovalov. Es folgten Studienjahre bei Radu Popescu und Stefan Gheorghiu in Bucharest. Preise: Grand Prix at the „Balys Dvarionas“ International Competition in Vilnius, 2008. First and Special Prize von Patricia Kopatschinskaja at the „E.Koka“ Competition in Chisinau, 2009., Gold Medal at the International Delphic Games in Khazakhstan, 2012. Meisterkurse bei Christian Tetzlaff, Julian Rachlin und Pinchas Zukerman. Auftritte in Deutschland, Grossbritannien, Finnland und der Ukraine.

Benjamin Herzl, Violine
Geboren 1994 in Salzburg, stammt aus einer Musikerfamilie. Er erhielt seinen ersten Unterricht bei seinem Vater, ab 2005 bei Klara Flieder an der Universität Mozarteum. Sein Studium vollendet er an der Wiener Universität bei Christian Altenburger. Wichtige Impulse erhielt er von Christian Tetzlaff an der Kronberg Akademie, von Pierre Amoyal, Pavel Gililov, Ivry Gitlis und Benjamin Schmid. Als 13-jähriger debütierte er als Solist. 2008 gewann er den Europäischen Wettbewerb „A. u. V. Marcosig“ in Gorizia/Italien. Es folgten Einladungen zu renommierten Festivals sowie Auftritte als Solist im Grossen Festspielhaus Salzburg, im Konzerthaus Dortmund, in Havanna, Medellin an der Deutschen Kammerakademie Neuss und im Grossen Saal des Wiener Konzerthauses.

Johannes Piirto, Klavier
27-jährig, studierte Klavier bei Liisa Pohjola sowie Komposition und Dirigieren bei Tapio Tuomela und Jorma Panula an der Sibelius Akademie in Helsinki. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei András Schiff und Dimitri Bashkirov und studiert derzeit an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien bei Professor Stefan Vladar. Bereits als 10-Jähriger gab Johannes Piirto sein Orchesterdebüt mit seiner eigenen Komposition »Allegro for Piano and Orchestra« bei der Pori Sinfonietta. Mehrere seiner Orchesterwerke, die von Jukka-Pekka Saraste in Auftrag gegeben und dirigiert wurden, erlebten mit dem Finnish Chamber Orchestra ihre erfolgreichen Uraufführungen. Auftritte als Pianist beim Bergen Festival, Helsinki Festival, Wiener Konzerthaus, Wien Modern, Gergiev Festival und Turku Festival. Auch Liedbegleiter und Kammermusiker. Als Künstlerischer Direktor leitet er das Kammermusik Festival im House of Nobility in Helsinki.

Santiago Cañón Valencia, Cello
Der 1995 geborene kolumbianische Cellist Santiago Cañón Valencia begann mit dem Cellospiel im Alter von 4 Jahren unter Henryk Zarzycki. 2010 nahm er sein Bachelorstudium bei James Tennant an der University of Waikato in Hamilton (Neuseeland) auf. 2013-2015 folgte ein Aufbaustudium bei Andrés Diaz an der Southern Methodist University, welches er mit dem Performance-Diplom abschloss. Sein Masterstudium führte ihn 2016 an die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar zu Wolfgang Emanuel Schmidt. 2019 erhielt Santiago Cañón Valencia den zweiten Preis sowie den Publikumspreis beim 16. Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb. Außerdem ist er Preisträger des Leyda Ungerer Musikpreises 2019. Ihm wurde 2018 der János Starker Foundation Award verliehen. Als Solist trat er bereits mit den Moskauer Solisten unter der Leitung von Yuri Bashmet auf und stand mit den Brüsseler Philharmonikern, dem National Symphony Orchestra of Columbia, dem Hungarian Radio Symphony Orchestra und dem Orpheus Chamber Orchestra auf der Bühne. Vielen weitere bedeutende Preise. Sein Debütalbum „Solo“ mit Solowerken des 20. Jahrhunderts wurde 2014 beim neuseeländischen Label Atoll veröffentlicht. 2016 folgt eine weitere Aufnahme russischer Sonaten beim selben Label unter dem Titel „Diable vert“ in Zusammenarbeit mit der Pianistin Katherine Austin.

Fotos: Klaus Billand

Klaus Billand

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