BAYREUTH/Festspiele: Die Walküre - Premiere 27. Juli 2013 Vorbericht
Botha und Kampe 1. Aufzug
Johan Botha hatte gestern Abend als Siegmund in Bayreuth einen wahren Triumph – und man kann dieses Wort, welches leider viel zu häufig in Rezensionen aufscheint, hier mit Recht einmal wählen. Er brachte das Publikum mit seiner tenoralen Klangfülle und -schönheit schier aus dem Häuschen und hatte in Anja Kampe als stimmlich wie darstellerisch ebenso begeisternder Sieglinde eine kongeniale Partnerin. Sie sang die Partie mit viel Herzblut und enormer Emphase. Catherine Foster, ebenfalls mit ihrem Debut im Festspielhaus, steigerte sich im 3. Aufzug zu einer souveränen Brünnhilde mit hochdramatischem Aplomb und wie gewohnt blendenden Spitzentönen. Alle drei und Kirill Petrenko bekamen tosenden Applaus. Wolfgang Koch konnte sich als Wotan gegenüber dem „Rheingold“ steigern, aber mit seinem bassbaritonalen Volumen nicht ganz an seine Rollenvorgänger am Hügel anschließen. Franz-Josef Selig sang einen ausgezeichneten Hunding.
Die Öl-Förderstation
Frank Castorf war nach dem konfusen „Rheingold“ mit seiner Inszenierung kaum wiederzuerkennen. Nun findet auf einmal alles in einem zwar optisch imposanten Bühnenbild einer primitiven Ölförderanlage im Aserbeidschan des frühen 20. Jahrhunderts zur Zeit der russischen Domination statt, und es ist löblich, dass sein Bühnenbilder Aleksander Denic einmal die ganze riesige Bayreuther Bühne bespielt. Was man aber dramaturgisch und an Regieeinfällen auf der Drehbühne erlebt, hat weder viel mit dem „Rheingold“-Konzept zu tun, noch mit einer fulminanten Neudeutung der „Ring“-Tetralogie. Man hat also nun ein neues Thema, es ist das Öl als Schmiermittel des Lebens und der Macht und Mächte. Schärfer wäre dieser durchaus interessante, wenn auch nicht mehr allzu aktuelle Ansatz sicher ausgefallen, hätte man ihn in die jüngere Vergangenheit und Gegenwart gerückt. So aber blieb es – fast symbolisch für den ganzen Abend – bei einem kleinen „Feuerzauber“ um den Wasserkessel der Förderanlage herum – nachdem Wotan sich während seines „Dialogs“ mit Brünnhilde an Kaviar und Wodka goutierte. Inzestuöse Abschiedsküsse hat mach auch woanders schon gesehen… Da blieb doch einiges zu sehr in der für Castorf völlig ungewohnten Konvention, auf jeden Fall zu viel für eine wirklich überzeugende Weiterführung der Inszenierung nach dem „Rheingold“.
Wotans Abschied...
Dafür scheint Kirill Petrenko am Pult des Bayreuther Festspielorchesters nun zu seiner wahren Form gefunden zu haben. Er vermittelte musikalisch die Intensität, die der Handlung auf der Bühne bisweilen fehlte. Man kann in jeder Hinsicht gespannt auf „Siegfried“ sein.
Fotos: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
Klaus Billand