Kurzkritik: AMSTERDAM Das Rheingold (WA) 29. Januar, und GENF Siegfried, Premiere 30. Januar 2014

Das Rheingold 1. Szene

Das Rheingold 1. Szene

Das Musiktheater Amsterdam setzte am 29.1. seine Hommage an den 200. Geburtstags des Bayreuther Meisters mit einem fulminanten Rheingold fort, dem bis zum 14. Februar der ganze Zyklus sowie ein zweiter folgen werden. Hartmut Haenchen musizierte mit dem Niederländischen Philharmonischen Orchester schlicht auf Festspielniveau. Die wirkungsmächtige Inszenierung von Pierre Audi in den opulenten Bildern von George Tsypin und den an die griechische Antike angelehnten Kostümen von Eiko Ishioka und Robby Duiveman aus den Tagen, als noch umfangreichere Mittel für die Oper vorhanden waren, konnte nicht nur das holländische Publikum einmal mehr begeistern. Trotz ihrer über 15 Jahre wirkte sie frisch und lebendig. Thomas Johannes Mayer überzeugte als eindringlicher „wagender Gott“ vor allem baritonal und höhensicher, Stefan Margita gab einen exzellenten Loge, Werner von Mechelen und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke einen beeindruckenden und agilen Alberich bzw. Mime. Weiterhin hervorzuheben sind die glänzende und Wotan mit großer Attraktivität und Subtilität fordernde Erda von Marina Prudenskaja sowie Stephen Milling als gesanglich eloquenter Fasolt. Der Abend gelang wie aus einem Guss, weil alles stimmte: Musik, Bild, Licht, Dramaturgie, gesangliche Leistungen, sowie eine Demonstration des „Ring“-immanenten Wagnerschen Mythos, ohne in plakative oder gar banale Konventionalität zu verfallen. Leider wird die Produktion mit diesen beiden Zyklen endgültig zu Grabe getragen. Es soll aber einen Aufnahme entstehen, zumindest für das Haus. Trotz ausverkaufter Aufführungen sei den Liebhabern des Wagnerschen Werkes ein Besuchsversuch in Amsterdam nahegelegt!

Grand Théâtre de Genève - GTG

Grand Théâtre de Genève - GTG

Am Grand Théâtre de Genève ging vorgestern die neue „Ring“-Produktion der Altmeister Dieter Dorn (Regie) und Jürgen Rose (Bühnenbild und Kostüme) mit „Siegfried“ in die dritte Runde – ebenfalls aus Anlass des 200. Geburtstags von Richard Wagner. Das Regieteam blieb in der Lichtregie von Tobias Löffler seinem in der „Walküre“ mit viel Phantasie und guter Dramaturgie gewählten Ansatz einer Wagners Regienanweisungen und vornehmlich dem Mythos verpflichteten Interpretation treu. Wenn auch eine Reihe von Momenten etwas konventionell gerieten, konnten gute Ideen im Mittelaufzug und insbesondere die ausgefeilte Personenregie mit bestens einstudierten SängerdarstellerInnen überzeugen. Poesie stand im Vordergrund dieses Abends. Allen voran brillierte Petra Lang mit ihrem szenischen Rollendebut als „Siegfried“-Brünnhilde. Intensiv stellte sie die Wandlung von der Walküre zur liebenden Frau dar und glänzte im Finale mit erstklassigen Spitzentönen, wo anderen bisweilen die Luft ausgeht. Der „Götterdämmerung“-Siegfried von São Paulo 2012 debütierte nun mit dem jungen Siegfried in Genf. John Daszak lieferte eine stimmlich kraftvolle und für ein so schweres Rollendebut beachtliche Leistung, bis zum Finale höhensicher. Andreas Conrad gab eine bestechende Charakterstudie als Mime mit seinem klar artikulierenden und durchschlagskräftigen Tenor. Besonders beeindrucken konnten der stimmlich exzellente Steven Humes als Fafner und die festspielreif zwitschernde Regula Mühlemann als Waldvogel, ebenso die dunkel und eindrücklich mahnende Maria Radner als Erda. John Lundgren war ein stimmstarker Alberich und der ehemalige Bayreuther Telramund Tómas Tómasson ein etwas hell intonierender Wanderer. Das Orchestre de la Suisse Romande ließ unter der Stabführung von Ingo Metzmacher seine bekannt eindrucksvolle Wagnererfahrung hören. Die Produktion und ihr Regieteam wurden vom Genfer Premierenpublikum wohlwollend aufgenommen.
Detaillierte Rezensionen folgen in Kürze.

Foto Amsterdam: Marco Borggreve

Foto Genf: Klaus Billand

Klaus Billand

Der Ring des Nibelungen

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