Göteborg: Götterdämmerung NI - 19. Dezember 2021

„Ring“ schließt mit einer umweltneutralen „Götterdämmerung“

Prolog - Die Nornen

Prolog - Die Nornen

Das war sie nun, die „Ranarök“ wie das in Schweden heißt, die „Götterdämmerung“, die nun den 2018 begonnenen „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Stephen Langridge unter der musikalischen Leitung von Evan Rogister abgeschlossen hat (Premiere 5.12., besuchte Aufführung 19.12.21). Es war ein mächtiges Stück Arbeit für dieses imposante Mehrspartenhaus, und der „Siegfried“ konnte bisher wegen Covid 19 nur im stream gezeigt werden. „Rheingold“ und „Die Walküre“ habe ich selbst erlebt und kann nun sagen, dass dieser „Ring“, abgesehen von einigen Entbehrlichkeiten, mit Erfolg abgeschlossen wurde.

Vorspiel 1. Aufzug

Vorspiel 1. Aufzug

Man hat mit dieser Produktion ganz auf Ökologie gesetzt. Ein umweltneutraler „Ring“ sollte es werden, und es scheint, nicht zuletzt mit dem Sammeln der Requisiten auf Schrottplätzen und im Wald, dass dies gelungen ist, auch wenn das Bühnenbild recht spartanisch wirkt. Dramaturgisch passt aber fast alles. Das leading team mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Alison Chitty und dem phantasievollen Lichtdesigner Paul Pyant fand einfache und gerade deshalb meist überzeugendere Lösungen als mit regietheatralischer Aktualisierungs-Überfrachtung.

Gunther

Gunther

Das ganze Stück steht im Prinzip im Spannungsfeld zwischen Alberich und Wotan, also dem Schwarz- und dem Lichtlaben. Beide werden ausdrucksstark mit riesigen s/w Videoportraits thematisiert. Die Videos werden auch angewandt, um Menschen wie du und ich als vom Geschehen prinzipiell betroffen und teilnehmend darzustellen. Das überzeugte im Prinzip, wenn auch die allzu oft zu beliebig agierenden Bühnenarbeiter bisweilen eine Art Arbeits- oder Probenatmosphäre erzeugten und damit die große, durch die Musik vorgegebene Linie störten. Das hatte dann doch etwas zu viel von übertriebener skandinavischer Kühle.

Finale 2. Aufzug

Finale 2. Aufzug

Daniel Brenna ist nicht zuletzt wegen eines zu baritonalen und zeitweise glanzlosen Timbres ein diesmal nicht ganz überzeugender Siegfried. Annlouice Löglund gibt eine gute Brünnhilde mit etwas nasaler Tonbildung. Ólafur Sigurdarson singt und spielt einen Bilderbuch-Alberich, während sein Sohn Hagen, Mats Almgren, stimmlich mit einem hohlen Bass-Timbre und wenig Phrasierung fast ein vokaler Ausfall ist. Mats Person ist ein Gunther mit klangvollem Bariton, während seine Schwester Gutrune, Carolina Sandgren, einen etwas zu leichten Sopran hören lässt, aber schauspielerisch umso besser agiert. Katarina Karnéus ist eine ausgezeichnete Waltraute. Auch die Nornen und Rheintöchter sind von guter vokaler Qualität.

Siegfried mit den Rheintöchtern - 3. Aufzug

Siegfried mit den Rheintöchtern - 3. Aufzug

Evan Rogister dirigiert eine wirklich einnehmende und facettenreiche „Götterdämmerung“ mit dem Göteborg Opernorchester, das an diesem Abend 104 (!) Musiker im Graben aufweist und auch die entsprechende Lautstärke entwickelt. Der Göteborg Opernchor und Extrachor singen schlicht festspielreif und sind auch gut choreografiert, wenn man mal von den Stühlen absieht, mit denen die Mannen hereinkommen. Es gibt auch noch einen stummen Wotan und eine stumme Erda sowie allerhand Gewühl der Nornen in alten Filmstreifen auf der Suche nach Vergangenem…

Finale

Finale

Den Schlusspunkt setzt ein Rollstuhlfahrer mit dem Pflanzen eines jungen Baumes. Der Umweltschutz hat in Göteborg das letzte Wort! Nur kleines Feuer, zu viel Co2… Ob damit der Umweltschutz nachhaltig gefördert wird – man kann es bezweifeln!

Fotos: Lennart Sjöberg

Klaus Billand

Der Ring des Nibelungen

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