BUDAPEST / Wagner-Festival 2014: "Der Ring des Nibelungen" - WA 12.-15. Juni 2014
Ein Traum wurde Realität…
So schreibt Ádám Fischer, Künstlerischer Leiter und Dirigent, im Programmheft der einmal als „Wagner-Tage in Budapest“ begonnenen, alljährlich im Juni im beeindruckenden Palast der Künste Budapest (MÜPA) stattfindenden Veranstaltung. Mittlerweile verdient sie durchaus das Prädikat eines Opern-Festivals, denn diese Atmosphäre lag nicht nur künstlerisch mit weitgehend ausgezeichneten musikalischen und stimmlichen Leistungen über der Wiederaufnahme des 2007 von Hartmut Schörghofer in „Halb-Szene“ gesetzten „Ring des Nibelungen“. Es waren auch die in großer Zahl angereisten Wagner-Freunde der Richard Wagner Verbände aus Australien, Neuseeland, Dänemark, Frankreich, Irland, Spanien, Los Angeles, New York, Wien und anderen Städten – mit weit über 100 Mitgliedern, die dieses „Ring“ Festival in nur vier Tagen (wie Wagner es ja ursprünglich auch in Bayreuth wollte) mit dem unüberseh- und hörbaren Glamour globaler Internationalität schmückten. Da könnte sogar Bayreuth etwas neidisch werden.
Das Rheingold 1. Szene
Den Bayreuther Festspielen will Fischer aber gar keine Konkurrenz machen. Immerhin erlebten die ehemaligen „Wagner-Tage in Budapest“ ihre Genesis nach seinen „Ring“ Dirigaten in Bayreuth, von wo er auch eine Reihe von Sängern mit nach Budapest brachte. Mit seiner halbszenischen „Ring“ Produktion will Fischer hingegen Aufführungen schaffen, die niemals langweilig werden, denn Langeweile hält er für den größten Feind des Theaters. Mit dieser wirklich interessanten und stets abwechslungs- wie spannungsreichen Interpretation will er vielmehr die „Illusion der Realität“ erweitern, neue Formen der Darstellung, Perspektiven und moderne Assoziationen ermöglichen. Es geht ihm offenbar um eine neue Form von Opernaufführungen für die Zukunft, was wohl auch in der Natur des Aufführungsortes liegt: Denn der akustisch einzigartige Béla Bartók-Saal des Palastes der Künste mit seinen über 1.700 Plätzen ist nun einmal kein Opernhaus, sondern ein Konzertsaal, der aufgrund seiner Größe und technischen Ausstattung jedoch variable Gestaltungsformen ermöglicht. So kommt die Lokalität Fischers Wunsch entgegen zu zeigen, dass das Theater in seiner 3000-jährigen Geschichte sich ständig anpassen und in seinen Ausrucksformen wachsen muss. Zeitgenössische Elemente sollen zum Einsatz kommen, um die zeitlose Relevanz des Theaters zu bezeugen.
Das Rheingold 2. Szene
Das ist Hartmut Schörghofer und seinem bereits verstorbenen Dramaturgen Christian Martin Fuchs mit dieser Produktion und ihrer immer wieder überraschenden und einnehmenden Visualität fraglos gelungen, zumal sie großen Wert auf eine ausgefeilte Personenregie legen. Bisweilen hörte man im Foyer und an den Kaffee- und Tokajertischen, dass man eigentlich gar keine klassische Inszenierung vermisse, wenn man diesen Budapester „Ring“ sieht. Sicher spricht aus solchen Kommentaren auch die Frustration über oftmals übertriebene Auswüchse des Wagnerschen Regietheaters, zumal seiner davon besonders betroffenen „Ring“-Tetralogie. Gleichwohl ist einer freilich szenisch-musikalisch gelungenen Musiktheater-Produktion am Ende wohl größeres Wirkungspotenzial beschieden als einer halbszenischen, in der die meisten Akteure zwar darstellerisch und durchaus ausdrucksstark agieren, aber in Konzertkleidung unterwegs sind (Herren Smoking, Damen Abendkleider – Kostüme Corinna Crome) und das Konzertpodium profan durch die Seitentüren betreten und verlassen.
Das Rheingold 2. Szene
Das Raumkonzept von Hartmut Schörghofer baut auf eine ausladende trapezförmige Erhöhung, ähnlich einem Pyramidenstumpf, vor der eine rechteckige Spielfläche für die zentralen Aktionen positioniert ist, seitlich davon ein paar einfache Stühle für die jeweils inaktiven Sänger. Dahinter erheben sich drei große Projektionsflächen. Als weitere Gestaltungselemente haben sie unsichtbare Türen für – auch fiktive – Auf- und Abgänge, sind mal transparent, mal spiegelnd, Raum bietend für ausdrucksvolle Schattenspiele und die Verdoppelung der Sänger im Vordergrund, deren Aktionen gemäß Wagners Regieanweisungen im Hintergrund umso intensiver durch Doubles gestaltet werden können. Die hervorragende Choreografie von Teresa Rotemberg und die Puppen von Corinna Crome eröffnen hier eine so im „Ring“ selten erlebte Fantasiewelt. Die einfallsreiche und auf jegliche Gags verzichtende Nutzung dieses Projektionsmediums in Harmonie mit Handlung und Musik dokumentiert hohe professionelle Qualität und Werkkenntnis. Dafür zeichnet die Firma fettFilm mit Torge Moeller und Momme Hinrichs in Zusammenarbeit mit Andreas Grüter als Lichtdesigner verantwortlich. Sie realisieren eine dramaturgisch konsequent durchdachte Video- und Lichtregie, die imaginative Bilder auf die Flächen projiziert, welche die relativ spärlichen Aktionen der Sänger im Vordergrund bei stets stimmungsbezogener Beleuchtung treffend und stimmungsvoll bebildern.
Das Rheingold 3. Szene
So füllt sich der Rhein im „Rheingold“-Vorspiel langsam mit trübem Wasser, in dem die Rheintöchter anmutig schwimmend sichtbar werden. Im Finale der „Götterdämmerung“ wird das Wasser wieder fallen und ganz verschwunden – so wird dann auch bildlich ein großer epischer Kreis geschlossen… Als die Rheintöchter das in der Sonne erglänzende Rheingold besingen, werden glitzernde Goldsplitter im Wasser sichtbar. Verführerisch, zu begrenzten Aktionen der drei Sängerinnen, treiben drei anmutige Tänzerinnen im Hintergrund ihr grausames Spiel mit Alberich um dessen defizitäres Liebesleben bis zu seinem auch hier letztlich plausibel erscheinenden Fluch auf die Liebe. Polina Pasztircsák singt eine ausgezeichnete Woglinde mit ihrem frischen und warm klingenden Sopran, bei exzellenter Diktion und guter Ausstrahlung – ein großes Nachwuchstalent, welches auch vom ungarischen Richard Wagner Verband gefördert wird. Sie verkörperte diese Rolle im vergangenen Mai auch in Genf. Gabriella Fodor als Wellgunde und Zsófia Kálnay als Flosshilde stehen ihr an sängerischer Qualität und darstellerischer Intensität kaum nach, sodass man ein festspielreifes Rheintöchter-Terzett erleben konnte. Hartmut Welker, ein alter Haudegen als Alberich, kann immer noch mit enormer Ausdruckskraft überzeugen, wenn auch hier und da allzu deklamierend, aber weiterhin mit guter Mittellage. Er ist als Alberich auch in „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ ein belebender Akteur dieses „Ring“. Im Wallhall-Bild sehen wir uns auf den Höhen eines modernen Wolkenkratzers. Die Kräne sind noch in Bewegung, während Wotan seinen pathetischen Begrüßungsspruch singt.
Walküre 2. Aufzug
Egils Silins profiliert sich mehr denn je in diesem Budapester „Ring“ als starker Wotan, der nun auch immer mehr Tiefe bekommt und dabei durch sein völlig akzentfreies Deutsch besticht, das er sängerisch mit bester Diktion vorträgt. Silins setzt auch bedeutende Akzente in der „Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer, ohne auch nur geringste Ermüdungserscheinungen aufzuweisen. Seine blendende Höhe ist ohnehin ein Gewinn für jeden „Ring“. Es wird langsam Zeit, dass er einmal etwas weiter westlich an die Donau kommt, um hier die weiterhin unbefriedigende Wotan-Problematik zu lösen… Judit Németh ist im „Rheingold“ eine überzeugende Fricka mit wohlklingendem Mezzo, auch darstellerisch das ambivalente Verhalten der Göttin der Ehe im 2. Bild voll auslotend. Eine Konstante aus den Budapester „Wagner-Tagen“ ist weiterhin Christian Franz, der als großartiger Loge starken Eindruck hinterlässt, und zwar sowohl mit einer dezidiert schauspielerischen Leistung, als auch mit seiner für diese Rolle geschickt heldische und charaktertenorale Farben mischenden, baritonal unterlegten Stimme. Und mit einem Wotan und Loge auf Augenhöhe gelingt eigentlich jedes „Rheingold“ – so auch dieses. Die übergreifende Rolle Loges im „Ring“ wird durch einen alten Mann in rotem Anzug unterstrichen, der pantomimenartig immer wieder auftaucht, wenn der Feuergott eine Rolle spielt. Das zieht sich wie eine „rote“ Klammer durch diese Produktion. Die beiden Riesen werden von großen Puppenköpfen und einem riesigen Unterarm überhöht. Ein emotionaler Moment blitzt auf, wenn bei Fasolts Monolog eine Blume für Freia in der Riesen-Hand sichtbar wird. Géza Gábor klingt als Fasolt allerdings etwas abgesungen, mit unsauberer Stimmführung. Ein ebenfalls alter Recke der „Wagner-Tage“, Walter Fink, singt den Fafner, auch im „Siegfried“, mit seiner bekannten Röhre – imposant, aber etwas hohl, gerade auch als Hunding in der „Walküre“. Beklemmend der Moment, wenn Blutspritzer auf der heilen Walhall-Welt sichtbar werden, als er seinen Bruder erschlägt… Tünde Szabóki ist eine Luxusbesetzung für die Freia, die sie mit dramatischem Aplomb ihres aussdrucksstarken Soprans verkörpert. Immerhin war sie auch die Elisabeth des diesjährigen „Tannhäuser“ im MÜPA. Oskar Hillebrandt ist ein klangvoll heldenbaritonaler Donner mit guter darstellerischer Aktion und Zoltán Nyári ein guter Froh mit heldisch schlankem Material, das noch etwas zu behauen wäre. Erika Gál singt eine exzellente Erda, die in wunderbarer Mystik ihren warnenden Monolog aus dem Hintergrund nur schemenhaft erkennbar singt. Gerhard Siegel ist schließlich die bekannt erstklassige Besetzung für den Mime. Der Aufstieg nach Walhall führt auf das Dach des MÜPA mit herrlichem Blick auf Budapest und die Donau – etwas Lokalkolorit darf ruhig sein…
Walküre 3. Aufzug
„Die Walküre“ beginnt zum Vorspiel mit einer beängstigenden Flucht Siegmunds durch einen vereisten Wald – das kommende Unheil ankündend. Die „freie Gegend auf Bergeshöh´n“ ist eine imposante Alpenlandschaft aus der Luftperspektive, die sich bei Wotans Abstieg im Dialog mit Fricka langsam aber sicher in schwarze Trümmer des zerstörten Dresdens verwandelt, später immer noch ein paar sattgrüne Wiesenelemente als Hoffnungsschimmer andeutend. Das war schon emotional berührendes „Ring“-Theater und deutete die großen Möglichkeiten des Mediums Video im Zusammenspiel mit einer entsprechenden Lichtregie an. Auch der Feuerzauber zeigte sich mit überwältigender Intensität in den Flammen von fettFilm.
Siegfried 1. Aufzug
Christian Franz überrascht mir seinem immer noch heldentenoral timbrierten, prägnanten Siegmund, der aber auch charaktertenorale Klangelemente aufweist und bisweilen, wie schon zuvor in dieser Rolle, zu übertriebenem Deklamieren neigt. Dennoch hinterlässt er, nicht zuletzt auch mit unglaublich lang gehaltenen Wälse-Rufen und einer emphatischen Darstellung, nachhaltigen Eindruck. Anja Kampe ist eine mitreißende Sieglinde mit ihrem warmen und emotional berührenden Sopran. Ihr „hehrstes Wunder“ war nahezu ein solches. Nicht zuletzt auch aufgrund ihrer authentisch vorgetragenen Empathie ist Kampe sicher eine der ersten Ihres Faches zur Zeit in dieser Rolle. Iréne Theorin singt – mit einer leichten Gehbehinderung infolge eines Unfalls – eine gute Brünnhilde, klangvoll, mit charaktervoller Mittellage, und diesmal auch kaum zu den früher oft hörbaren Schärfen in der Höhe. Ihre Diktion könnte allerdings besser sein. Judit Németh ist als Fricka nicht ganz so überzeugend wie noch im „Rheingold“. Im Dialog mit Wotan kommt es zu leichten Klangverlusten in der Höhe aufgrund einer gewissen Forcierung der dramatischeren Phrasen. Das Walküren-Oktett, kämpferisch gedoubelt von Tänzern im Hintergrund mit acht Pferdeköpfen, singt sehr stimmstark, wenngleich die ersten Phrasen nur schlecht hörbar aus dem Off kommen – Gertrúd Wittinger, Helmwige; Polina Pasztircsák, Gerhilde; Beatrix Fodor, Ortlinde; Grabriella Fodor, Waltraute; Éva Várhelyi, Siegrune; Zsófia Kálnay, Rossweiße; Kornelia Bakos, Grimgerde; Andrea Lehöcz, Schwertleite.
Siegfried und Brünnhilde 3. Aufzug
Im „Siegfried“ tritt etwas Ruhe in die facettenreiche Bilderwelt ein, das Geschehen konzentriert sich ganz auf die Entwicklung und Abenteuer des jungen Siegfried. Jay Hunter Morris, aus dem laufenden Met-„Ring“ bekannt, singt die Titelrolle zwar mit einem kräftigen Heldentenor, dem es gleichwohl an der wünschenswerten Vokalkultur und Intonationssicherheit mangelt. Die Stimme scheint zu fest im Hals zu sitzen, entwickelt wenig Klang und schon gar nicht die Wärme, die man beispielsweise im 2. Aufzug beim Waldweben hören möchte. Es wird offenkundig, dass der Sänger das Deutsche nicht beherrscht, es ist wohl für das Meistern dieser Riesen-Partie erforderlich. Die Diktion lässt zu wünschen übrig, oft kommen die Vokale viel zu hell, während die Mittellage zu tief ist. Außerdem kommt es gewissermaßen zu einem stimmlichen Zweikampf mit Gerhard Siegel als ausgezeichnet intonierendem Mime, der durch seine Siegfried-Erfahrung der letzten Jahre ebenfalls heldische Klänge entwickelt. Er ist eindeutig der Sieger dieses unausgesprochenen Zweikampfes… Petra Lang singt nach ihren zwei „Ring“-Zyklen in Genf im Vormonat nun auch die „Siegfried“-Brünnhilde in Budapest und kann wieder mit ihrer gesanglich betonten Gestaltung der Rolle beeindrucken, mit ihrem dunkel timbrierten charaktervollen Sopran, und das bei ausgezeichneter Diktion und intensiver Mimik. Gabi Gál ist ein erstklassiger Waldvogel mit perfekter Intonation und Wortdeutlichkeit. Optisch besonders ansprechend sind die Bilder des 3. Aufzugs, als zum Vorspiel die Erde aus dem All sichtbar wird und Erika Gál als wieder eindrucksvoll singende Erda nach Wotans metaphysischer Landung in einer Wüste in einem Sandsturm irgendwo in der Sahara auftritt. In diesem kreisen bildlich die attraktiven Nornen endlos um die nur schemenhaft erkennbare Urmutter, die so wahrlich ihre Unendlichkeit dokumentiert – ein großartiges Bild zu ihrer finalen Botschaft.
Götterdämmerung 2. Aufzug
In der „Götterdämmerung“ wird zeitweise deutlich, dass sich die Art der Bildgestaltung des Schörghoferschen Regiekonzepts mit ihrer abstrakten Symbolkraft für die mythischen Teile des „Ring“ weitaus besser eignet als für die Sphäre der Menschen. Hier stößt sie an ihre Grenzen. Die nicht enden wollende One-Night-Stand Videoeinspielung zum Vorspiel in einem Apartment der so oft schon gesehenen Hochhäuser von New York sowie die gähnende Langeweile einer pin-up Sequenz à la Andy Warhol in der Gibichungenszene sind nur zwei Beispiele für ein allgemeines Abflachen der dramaturgischen Optik am Ende dieses „Ring“. Die albernen Pappmasken und Essenslätze der Mannen sind auch nicht beeindruckender. Christian Franz und Iréne Theorin neigen als Siegfried und Brünnhilde zu etwas zu lautem Singen. Franz ist ein heldisch singender Siegfried, bei dem aber immer ein charaktertenoraler Einschlag mitschwingt. Auch hier kommt es wieder zu übertriebener Deklamation. Theorin singt mit klangvoller Mittellage, wird aber bei den Höhen des öfteren zu grell, bei weiterhin unbefriedigender Diktion. Marina Prudenskaja ist wie gewohnt eine gute Waltraute, mit einnehmender stimmlicher Ausdruckskraft und perfekter Diktion. Kurt Rydl singt den Hagen zwar noch recht imposant, das Tremolo ist aber immer weniger unüberhörbar und mit dem gezeigten Kraftaufwand nicht mehr überspielbar. Oskar Hillebrandt kann als heldenbaritonal intonierender Gunther überzeugen. Erika Markovics ist eine gute Gutrune. Das Nornen-Terzett von Erika Gál als 1. Norn, Judit Németh als 2. Norn und Polina Pasztircsák als 3. Norn ist mit erstklassigem Gesang festspielreif. Pasztircsák singt mit Gabriella Fodor als Wellgunde und Zsófia Kálnay als Flosshilde auch ein ausgezeichnetes Rheintöchter-Terzett. Der von Kálmán Strausz einstudierte Chor agiert stimmstark und äußerst transparent in den einzelnen Gruppen.
Götterdämmerung Finale
Das Credo der Budapester Konzeption ist trotz weitgehend ansprechender Optik sicher das Primat der Musik. Und hier leisten die MR Symphoniker unter Ádám Fischer auch nach mittlerweile vielen Jahren gemeinsamer Erfahrung sehr guten Wagner. Mit dem im weiten Graben vor der Bühne abgesenkten Orchester erzielt der Dirigent über große Strecken ein transparentes, rundes und dynamisches Klangbild, welches weitgehend die Dimensionen des Gesamtkunstwerks ausleuchtet. Man merkt zu jedem Zeitpunkt, dass es Fischer insbesondere um die Ausdeutung der emotionalen Momente der Partitur geht (zwei Beispiele für viele: Siegmund-Sieglinde 1. Aufzug „Walküre“, Hagen-Alberich 2. Aufzug „Götterdämmerung“). Auf diese können sich auch die Sänger durch die eingeschränkte Aktion besser als in einer szenischen Inszenierung konzentrieren. So ist die Abstimmung zwischen ihnen und dem Dirigenten noch besser also sonst, was sich in intensiver musikalischer Harmonie äußert. Großartig gelingen die Orchesterzwischenstücke und die großen Finale der vier Werke. Das Budapester Publikum steigerte seinen begeisterten Applaus bis zum rhythmische Klatschen von Abend zu Abend. Nächstes Jahr kommt dieser „Ring“ noch einmal, dann mit Stefan Vinke als jungem Siegfried.
Fotos: Rheingold, Siegfried, Ádám Fischer: Palace of Arts, Budapest – Gabor Kotschy
Walküre und Götterdämmerung: Palace of Arts, Budapest – Janos Posztos
Klaus Billand